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„Pinguinbeine und groooße Kreise“

Michael Knöferl und sein mobiles Schwimmbecken im Zelt lösen für viele Eltern und Kinder ein Problem: rechtzeitig Schwimmen lernen

Es gibt Zirkuszelte, Bierzelte – und in Eichstätt nun auch ein Schwimmzelt. Das steht im Innenhof neben der Turnhalle der Schule am Graben und ist gerade im Dauereinsatz. „Da hat sich einiges angestaut“, sagt Michael Knöferl und grinst. Die Warteliste seiner mobilen Schwimmschule ist lang. Denn inmitten der vielen Probleme während der Coronapandemie ist eines völlig untergegangen: Seit anderthalb Jahren gibt es so gut wie keinen Schwimmunterricht mehr. „Und wer das in einem gewissen Alter nicht lernt, tut sich nachher oft schwer – wenn man auf eine weiterführende Schule kommt, ist es oft vorbei“, weiß Knöferl aus Erfahrung. Für Carina, Till, Julian und Lorenz dagegen ist es endlich so weit. Sie drehen ihre ersten eigenen Bahnen in dem mobilen Becken im „Schwimmzelt“.

„Pinguinbeine und groooße Kreise“
Mobile Schwimmschule: Keine Angst mehr vor dem Wasser haben Carina, Till, Lorenz und Julian. Möglich macht das die Schwimmschule von Michael Knöferl (links). Heike Bürkl (rechts), Rektorin der Schule am Graben, freut sich mit. Fotos: Zengerle

Noch brauchen sie so ein wenig die „Schwimmnudel“ aus Kunststoff, die Sicherheit gibt. Aber dann klappt es plötzlich auch schon ohne. Till zieht gerade seine erste Bahn fast ohne die Schwimmhilfe. „Gut so, super!“, lobt Michael Knöferl. Julian kommt gleich hinterher. „Pinguinbeine“, korrigiert der Schwimmlehrer. „Groooße Kreise – genau, gut so.“ Es ist die neunte Schwimmstunde für die vier Sechsjährigen, die sich im Wasser anscheinend schon pudelwohl fühlen und gar nicht mehr raus wollen aus dem sechs mal vier Meter großen Becken im Schwimmzelt – außer in Notfällen: „Ich muss auf’s Klo“, heißt es einmal kurz. Aber ansonsten werden die Arme gegen Ende der Schwimmstunde zwar langsam müde, aber von Angst vor dem Wasser ist hier kaum mehr etwas zu spüren.

Fünf, sechs Züge ohne Angst

„Darum geht es auch in erster Linie“, erklärt Knöferl. Gerade die Angst sei am Anfang problematisch. Wenn die erst mal weg sei und die Technik ein wenig passe, dann reiche es schon, wenn man die ersten fünf, sechs Züge ohne Schwimmflügel ohne Angst schwimmen könne. Der Rest sei dann einfach Übungssache. In dem zehnstündigen Kurs, der sich hier gegen Ende der vorletzten Einheit dem Ende entgegen neigt, ist das Wasser für die vier angehenden Nachwuchsfreischwimmer schon ein gutes Stück zum Freund geworden. Auch für Carina, die schon eine kleine „Wasserratte“ geworden, erzählt ihre Mama. „Das ist einfach schön, ich bin schon ein wenig stolz“, sagt sie mit leuchtenden Augen. „Ich konnte in ihrem Alter noch nicht schwimmen“, erzählt die sympathische Frau aus Hitzhofen lächelnd.

Sie freut sich, dass es bei Tochter Carina schon so toll klappt. „Voll super“, findet sie das Angebot mit dem mobilen Schwimmbecken. Denn eigentlich sollte der Kurs schon vor anderthalb Jahren, im Winter 2019/20, im Eichstätter Hallenbad stattfinden. Doch daraus wurde wegen Corona nichts. Und so war Geduld gefragt. Auch bei Michael Knöferls Schwimmschule wurden daher die Wartelisten immer länger – ein Problem, denn wer das richtige Alter so mit fünf oder sechs Jahren verpasse, tue sich später oft weit schwerer, erzählt Knöferl. „Wer das Schwimmen in dem Alter nicht lerne, komme dann bald in die vierte Klasse, und wenn es dann nicht klappe und der Wechsel auf eine weiterführende Schule anstehe, werde es noch schwieriger“ – und gefährlich: einmal mit Freunden gespielt und in einen Teich gefallen – schon kann es lebensbedrohlich werden. „Was wir da in den letzten anderthalb Jahren verpasst haben, könnte sich in ein paar Jahren rächen“, sagt Knöferl. Denn nicht nur in seiner Schwimmschule seien seit rund anderthalb Jahren die Becken leer geblieben.

Eigentlich finden die Schwimmkurse in Eichstätt im Freibad oder im Winter im Hallenbad statt. Doch das wäre in diesem Sommer unter Coronaregeln nicht ganz so einfach. Aber da war ja noch das mobile Becken. Das hat Knöferl noch aus der Zeit, als das Eichstätter Freibad 2009 zum neuen Inselbad umgebaut wurde, wo er sonst im Sommer die Kurse gab. Und so unterstützt auch Wolfgang Brandl, Chef der Eichstätter Stadtwerke, die das Inselbad betreiben, das mobile Becken ebenso wie Oberbürgermeister Josef Grienberger oder Stadtrat Gerhard Nieberle, den Knöferl zuerst mit seiner Idee angesprochen hatte. „Wir haben uns sehr über die Idee von Herrn Knöferl gefreut“, sagt der OB – und so sei alles ganz schnell gegangen, freut sich Knöferl, der als ursprünglicher Eichstätter inzwischen in München wohnt, aber als Sportlehrer und eben mit seiner Schwimmschule nicht nur im Raum München, sondern auch in Eichstätt tätig ist und so den Kontakt in die Heimat nie verloren hat.

„Ich war gleich Feuer und Flamme“

In kürzester Zeit sei von der Stadt das Zelt als Sonnenschutz zur Verfügung gestellt und der passende Standort gesucht und gefunden worden. „Ich war gleich Feuer und Flamme“, sagt Heike Bürkl, Rektorin der Grundschule am Graben, die den Innenhof und die Umkleiden sofort gerne zur Verfügung gestellt hat. Und so ist das mobile Becken mit dem 24 Grad angenehm temperierten Wasser wieder täglich mehrere Stunden im Einsatz. Rund 400 Kinder lernen bei Knöferl und seinem Team jedes Jahr den berühmten „Sprung ins kalte Wasser“, wenn es ums Schwimmen geht. Seit 2003 ist er im Einsatz als ihn damals eine Gruppe von Fußballern vom VfB Eichstätt gefragt hatte, ob er als Sportlehrer, der schon als Jugendlicher beim Schwimmtraining bei der Wasserwacht engagiert war, nicht ihren Kindern das Schwimmen beibringen könne.

Bis 2. Juli sollte das Becken ursprünglich noch stehen. Aber vielleicht werde ja noch verlängert, hofft auch Rektorin Heike Bürkl. „Sport und Bewegung sind für die Kinder einfach unheimlich wichtig – das brauche ich niemand zu sagen“, sagt sie. Wenn noch bis in den August verlängert werde, gebe es vielleicht auch noch ein paar freie Plätze abseits der Warteliste, macht Michael Knöferl Hoffnung. Carina, Julian, Lorenz und Till haben für heute „Feierabend“. Aber die nächste Stunde steht bereits an: ein Einzeltraining, das die Kollegin übernimmt. Knöferl hat kurz Pause – sonst würden ihm wohl Schwimmhäute wachsen.

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