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Pfahlstraße: Bereit für zwei Jahre Belastung

Stadt und Behörden informieren über nächste Großbaustelle in Eichstätter Innenstadt

Viel zu erklären und allerhand zu klären gab es beim Informationsabend zur Pfahlstraßenbaustelle am Mittwochabend im Holbeinsaal des Alten Stadttheaters, der auch ins Internet übertragen wurde. Mehr als zwei Stunden lang wurde über die Megabaustelle für Eichstätter Verhältnisse mitten im Nadelöhr und damit mit besonderer Bedeutung für Verkehr und Geschäftswelt informiert und diskutiert. Das Fazit von Stadt Eichstätt und Behörden: Wir sind gut vorbereitet. Die Sorgen von Anwohnern und Einzelhändlern: Zwei weitere Jahre Baustellenbelastung für sich und die Kunden.

Von Stephan Zengerle

„Wir nehmen Sie ernst“, so eine der Botschaften von Oberbürgermeister Josef Grienberger. Eine öffentliche Informationsversanstaltung mit Liveübertragung und Interaktionsmöglichkeit im Internet – das sollte nicht nur das Informationsbedürfnis der Bürger bedienen, sondern auch Sorgen zerstreuen und den Bürgern auch die Möglichkeit der Beteiligung geben – die davon auch Gebrauch machten, wie die zahlreichen Fragen und Meinungsäußerungen aus dem anwesenden Publikum und den Fragen aus den im Internet Zugeschalteten zeigte – auch wenn sich letztlich am Sachverhalt nichts ändert: Eichstätt bekommt die nächste lange Großbaustelle um Pfahlstraße sowie die Fuchsbräu- und Fischergasse.

Geballte Information gab es vom Podium (von links) mit OB Josef Grienberger, Planer Josef Goldbrunner, Stadtbaumeister Jens Schütte, Stadtwerkechef Wolfgang Brandl und Ordnungsamtsleiter Karl ZIeglmeier.

Zwei Jahre und zwei Millionen Euro – kein Pappenstil für die Stadt Eichstätt und die Bürger, die sich damit nach den jüngsten Baustellen etwa in der Marktgasse, am Herzogsteg, auf dem Domplatz oder zuletzt etwa auch in der Westenstraße erneut auf eine problematische Situation in der Eichstätter Innenstadt einstellen müssen: Wieder fällt eine der ohnehin wenigen und zudem beengten Verkehrsachsen in der Innenstadt für längere Zeit aus, wie auch ein dort ansässiger Einzelhändler im Rahmen der Fragerunde am Ende bemerkte – und sich sorgte, dass die Kundenfrequenz weiter darunter leiden könnte.

Letztlich alternativlose Belastung

Natürlich unbequem und kompliziert, aber letztlich alternativlos stellte Stadtwerkechef Wolfgang Brandl im Rahmen der Informationsveranstaltung am Mittwochabend klar. Das habe eine ausgiebige Analyse der Situation insbesondere im Boden ergeben. Denn nicht nur der Straßenbelag weise zahlreiche Schäden wie Senkungen auf, in denen das Wasser stehe, wie Stadtbaumeister Jens Schütte zu Beginn ausführte – vor allem im Boden gebe es eine noch weit problematischere Situation. In den letzten Jahren hatte man die Infrastruktur im Boden unter der Pfahlstraße untersucht – mit eindeutigen Befunden: Noch mehrere Jahre zu warten, sei fahrlässig, dann „hätten wir vielleicht eine teure Katastrophe”, so Brandl.

Zwei große Bauabschnitte in jeweils einem Jahr sieht die Planungen vor: Der hier rot markierte Bauabschnitt soll 2022, der blaue Bereich dann 2023 realisiert werden, wie Ingenieur Josef Goldbrunner (rechts oben) erläuterte. Los geht es mit der Bauphase 1 ab der KW 13 im nächsten Jahr.

Zu marode sei die Jahrzehnte alte Infrastruktur im Boden, wie Brandl mit einer Bestandsaufnahme und anhand von Beispielen zeigte (siehe Kasten). Sowohl das Strom-, als auch das Gas-, Wasser- und Abwassernetz sei zumindest in Teilen sanierungsbedürftig und müsse ausgetauscht oder zumindest ertüchtigt  werden, um weitere Schäden zu vermeiden und für kommende Jahrzehnte wieder Versorgungssicherheit gewährleisten zu können.

Das soll in den kommenden zwei Jahren in zwei großen Bauabschnitten geschehen, die wiederum in mehrere Bauphasen unterteilt würden. Im ersten Bauabschnitt soll ab März 2022 bis etwa Anfang Dezember der südliche Teil der Pfahlstraße vom Domplatz bis kurz vor dem Rathaus gesperrt und neu gestaltet werden. Nach einer Pause im Winter soll es dann je nach Witterung möglichst noch im Februar 2023 mit dem nördlichen Teil bis zum Pfahlbrünnle sowie der Einmündung in die Westenstraße weitergehen, die dann ebenfalls vor dem Winter abgeschlossen sein soll. Der Verkehr werde jeweils umgeleitet, der Zugang zu allen Gebäuden werde immer sichergestellt – zudem sei man immer offen für Absprachen, etwa was Anlieferungen für die Geschäfte angehe.

Barrierefrei mit weniger Parkplätzen

„Wie soll das Ganze am Ende aussehen?“, fragten auch die Gäste – schließlich gehe es nicht nur um die Leitungen unter der Erde, sondern auch um die Aufenthaltsqualität und Attraktivität der Innenstadt. Man spare auf jedem fall nicht bei Materialien und Oberflächenbelag, so OB Grienberger. Schließlich lasse man sich die ganze Sache rund zwei Millionen Euro kosten. Etwa für ein hochwertiges und großformatigeres Granitgroßsteinpflaster, und zwar geschnittene und gestrahlte Steine mit einer Oberfläche von 16 auf 18 Zentimetern und damit deutlich görßer als das bisherige Pflasterbild mit etewa zehn auf zehn Zentimetern – mit positiven Auswirkungen auf den Verkehrslärm, der durch die Fugen entstehe, wie Stadtbaumeister Jens Schütte erklärte.

Zudem werde man auf Barrierefreiheit achten und mehr Platz für Gehwege schaffen – zulasten allerdings der Parkplätze: Denn die wird es in Zukunft nur noch auf der westlichen Seite, also zur Altmühl hin geben. Die Zahl der Parkplätze werde sich dadurch von 22 auf 14 reduzieren, stellte Grienberger auf Nachfrage klar. Dafür gewinne man aber Platz für eine etwas großzügigere Gestaltung zumindest im nicht ganz so beengten südlichen Bereich der Pfahlstraße. Viel Gestaltungsmöglichkeiten aber gebe es aufgrund der beengten Verhältnisse in der Pfahlstraße aber nicht viele Gestaltungsmöglichkeiten, wie Ingenieur Josef Goldbrunner erklärte.

 

 

Video: Hier das Video der kompletten Informationsveranstaltung auf Youtube.

Auch ein separater Fahrradweg in Gegenrichtung sei aus Platzgründen nicht realisierbar. Querungen der Pfahlstraße würden vereinfacht, barrierefrei gestaltet und baulich gekennzeichnet. Man sei ins besondere im nördlichen Bereich der Pfahlstraße schon aufgrund der Vorschriften und knappen Platzverhältnisse planerisch sehr limitiert und wolle bestmögliche Bedingungen für ein Miteinander aller Beteiligten.

Immerhin soll es Spielgeräte, Sitzgelegenheiten und Fahrradständer in Verbindung mit mehr Grün geben – so stellt sich die Stadt das vor, wie auch die Eichstätter Standortbeauftragte Beate Michel erläuterte. Sie zeigte einige Beispiele für Gestaltungsmöglichkeiten und rief die Einzelhändler dazu auf, sich daran zu beteiligen und die Baustelle nicht nur als Problem zu verstehen, sondern auch als Chance zu nutzen und den Kunden gemeinsam Angebote wie Rabatt- und Geschenkaktionen zu machen. Nach einem ersten Informationsgespräch im September soll es am 12. Januar ein erstes Treffen geben, bei dem die betroffenen Geschäftsleute sich diesbezüglich abstimmen könnten. Zudem gebe es derzeit Fördergelder für die Aufwertung von Geschäftsflächen und Gebäuden. E-Ladesäulen seien derzeit nicht geplant, wie Brald erklärte. Aber es gebe ja in unmittelbarer Nähe vor der Residenz bereits E-Ladesäulen, die bei Bedarf schnell erweitert werden könnten.

„Kostenorientierung“ für die Anwohner

Straßenausbaubeiträge seien in Bayern ja abgeschafft und die Stadtwerke auch für den größten Teil der Versorgung zuständig, insbesondere im öffentlichen Raum zuständig. Die Strom- und Erdgasleitungen etwa etwa seien abgesehen von kleineren Summen im Wesentlichen kostenfrei. Lediglich im Bereich der Hausanschlüsse für Wasserver- und Abwasserentsorgung gebe es recht unterschiedliche Situationen und damit auch verschiedene erwartbare Eigenanteile für die betroffenen Bürger. Brandl nannte als Beispiele für unterschiedliche Szenarien Kosten für die Hauseigentümer zwischen 2500 und 6000 Euro.

Die Kostensituation: Die Folien zeigen die Zuständigkeiten der Stadtwerke (Folie links) sowie der Hauseigentümer (Folie Mitte) in Sachen Kosten sowie eine „Kostenorientierung“, die der Stadtwerkechef den Anwohnern mit auf den Weg gab.

Die genauen Kosten hingen natürlich auch von den Angeboten ab, die im Rahmen der Ende November beginnenden Ausschreibung eingingen. Bis zur Kalenderwoche (KW) 10 soll dann die Auftragserteilung erfolgen, ehe dann in der KW 13 der Bau beginnen soll – und damit zwei weitere Jahre Baustelle in der Innenstadt.

Immerhin: Die Baumaßnahmen am Herzogsteg und in der Westenstraße werden schon bald abgeschlossen. Die Westenstraße werde noch in dieser Woche abgeschlossen, so Brandl. Dort wurden hauptsächlich auf einer Länge von 285 Metern und für Gesamtkosten von rund 200.000 Euro hauptsächlich Erdgasleitungen mit 18 Hausanschlüssen saniert.  Allerdings wird in der Ferienwoche nach Allerheiligen die Spitalbrücke gesperrt. Man nutze die Ferienzeit, um eine Fernwärmeleitung zu verlegen. Gleich nebenan in der Pfahlstraße beginnt dann im Frühjahr die Großbaustelle in der Pfahlstraße.

 

Der Sanierungsbedarf im Detail:

Da ist einerseits das Stromnetz, das größtenteils noch von Ende der 70er-, Anfang der 80er-Jahre stamme, als von Dachmasten auf Erdverkabelung umgestellt worden sei. Hier seien etwa die Bitumen-Verguss-Muffen das Problem, die damals noch Stand der Trechnik, heute aber aber eben oft undicht seien. Nicht nur die müssten ausgewechselt werden, sondern die komplette Niederspannungsversorgung inklusive der Hausanschlussleitungen sowie aller Kabelverteilerschränke sowie eine Teilerneuerung der Trafostation im Rathaus.

Zudem werde man zur Verbesserung der Versorgungssicherheit das Netz auftrennen und mehrere Stromkreise schaffen, sodass bei einem Stromausfall der Ausfall stärker begrenzt werden könne. Außerdem werde man hier auch mit der Telekom, die im kommenden Jahr neue Glasfaseranschlüsse in die Haushalte der kompletten Eichstätter Innenstadt verlegen wolle, sowie anderen Anbietern sprechen.

Da ist zudem die Erdgasversorgung: Hier handelt es sich größtenteils noch um Gussleitungen aus den 1950er- und 60er-Jahren, die nur zum Teil um 1992 erneuert sowie in den 90er-Jahren durch Inliner innerhalb der alten Gussleitungsrohre zur Verlängerung der technischen Nutzungsdauer ertüchtigt worden seien. Hier gebe es zum Beispiel durch Senkungen zahlreiche massive Schäden an den Rohren, sodass man an einer Sanierung nicht mehr vorbeikomme. Hier habe es allein in den letzten zehn Jahren einen Schaden an der Hauptleitung als auch vier Rohrbrüche bei Hausanschlüssen gegeben. Hier müsse daher der bis dato nicht erneuerte Teil der Hauptleitung ab Höhe des Rathauses bis zum Pfahlbrünnle erneuert werden. Auch die schwergängigen Leitungsarmaturen sowie die Hausanschlüsse müssten erneuert werden.

Bei der Wasserversorgung gebe es ein etwas anderes Bild. Hier liege eine der „Hauptschlagadern für die Wasserversorgung der Stadt Eichstätt“, wie Brandl sagte. Das duktile Gussrohr mit 30 Zentimeter Durchmesser habe man bereits in den vergangenen Jahren durch Entnahme und Untersuchung von Teilstücken analysieren lassen. Die Untersuchung habe ergeben, dass die Leitung in einem recht guten Zustand sei und durch eine Zementmörtelausschleuderung von Innen mit einer zusätzlichen Schicht für weitere mehrere Jahrzehnte ertüchtigt werden könne. Viel Hausanschlussleitungen aber seien marode, sie müssten daher mit wenigen Ausnahmen ebenso wie die Armaturen alle ausgewechselt werden.

Besondere Techik: Die Hauptwasserleitung soll per Zementmörtelausschleuderung von innen mit einer Zementschicht geschützt und für lange Zeit haltbar gemacht werden, wie Stadtwerkechef Wolfgang Brandl (rechts oben) erläuterte.

Auch in Sachen Abwasserentsorgung sei die Situation nicht so dramatisch. Hier geht es vor allem um den Hauptsammler mit einer Breite von 90 Zentimetern und einer Höhe von bis zu 1,35 Metern, der „circa 1968“ im Ei-Profil vor Ort betoniert worden und eine Hauptentwässerungsachse in der Stadt sei. Hier gebe zwar Rissbildungen und Abplatzungen und schadhafte Anschlüsse, die man aber punktuell sanieren könne. „Ich will mir das gar nicht ausmalen: Wenn wir ein anderes Schadensbild bei diesem Ortbetonkanal hätten, der noch dazu bis zu 3,40 Meter im Boden unten liegt. Wir würden über eine Baumaßnahme in einer Dimension reden, die uns wahrscheinlich alleine zwei Jahre beschäftigen würde. Aber Gott sei Dank brauchen wir das nicht“, freute sich Brandl.

Allerdings müssten hier in den Seitenbereichen wie in der Fuchsbräugasse und im Bereich des Reisebüros und des „Schneider’s“ die dort verlegten Tonrohre und die schadhaften Muffen komplett erneuert werden. Ein wenige dranatischer sei es bei den Hausanschlüssen. Hier gebe es teilweise massive Schäden. Daher müssten alle Hausanschlüsse erneuert, Revisionsschächte eingebaut und Sandfänge bei Regenrohren errichtet werden.

Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Stadt Eichstätt unter www.eichstaett.de/pfahlstrasse sowie bei den Stadtwerken unter www.stadtwerke-eichstaett.de/bauvorhaben/pfahlstrasse/.
Quelle
Stadt Eichstätt
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