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Sissi, der europäische Adel und der Sternenhimmel

Unser digitales Fundstück: Royal Constellations

Eichstätt. – Sie sehen aus wie Sternbilder, Darstellungen des Kosmos – sind aber eigentlich ein Stück digitalisierte und eindrucksvoll visualisierte Geschichte: ein digitales Sammelwerk für Ahnenforscher und Fans der europäischen Adelshäuser gleichermaßen. Aber auch für alle anderen ist es durchaus beeindruckend zu sehen, wie sich Generationen von Adelsgeschlechtern quer durch viele Jahrhunderte europäischer Geschichte ziehen. Das Internetprojekt „Royal Constellations“ macht es möglich – unser digitales Fundstück.

Vernetztes Europa: In bunten Farben zeigt diese Grafik die Verwandtschaftsbeziehungen europäischer Adelshäuser über die Jahrhunderte – hier ausgehend von Queen Victoria, die aus dem Königreich Hannover stammte und als britische Queen unter anderem auch Kaiserin von Indien war. Die bunten Punkte zeigen die verwandten Adeligen in Europa – die Farben illustrieren die Verwandtschaftsgrade. Grafik: Screenshot

Datenjournalismus – ein immer wichtiger werdender Zweig des Journalismus in Zeiten der „Big Data“, der großen digitalen Datenpakete. Dabei geht es nicht immer nur um investigative Recherchen wie etwa im Falle der Panama Papers oder jüngst der Pandora Papers, bei denen international vernetzte Journalistenteams riesige Datenmengen durchforsteten, um herauszufinden, wie zum Beispiel der russische Präsident Wladimir Putin und mit ihm eng verbundene russische Staatsbürger enorme Geldsummen in Steueroasen parkten – ebenso Staatsmänner und Prominente aus anderen Ländern.

Der Märchenkönig: Auch Ludwig II. darf natürlich nicht fehlen – der Erbauer des wohl berühmtesten aller Schlösser der Welt: Neuschwanstein. Seine Linie aber endet mit ihm, schließlich blieb er unverheiratet und kinderlos.

In diesem Fall geht es weniger um einen spektakulären Skandal, dafür aber um ein veritables und zentrales Stück europäischer Geschichte. Schließlich waren es die Adelshäuser, die über die Jahrhunderte feudalistischer Herrschaft die Geschichte maßgeblich prägten und bis heute mitbestimmen – wenn auch heute weit zurückgezogener und in eher repräsentativer Funktion wie die wohl berühmteste von ihnen: die Queen.

Die Ewige: Queen Elizabeth II. steht im Mittelpunkt von „Royal Constellations“ (Bild links). Wer will, kann sich genau anzeigen lassen, wie sie zum Beispiel mit Grace Kelly verwandt ist (Bild rechts).

Für viele von uns lebt Königin Elisabeth II. schon eine halbe Ewigkeit. Kein Wunder: Die meisten Menschen auf diesem Planeten können sich nicht an eine Zeit erinnern, in der sie noch nicht die britische Monarchin war: Am 6. Februar 1952 wird sie wohl sie ihr 70-jähriges Thronjubiläum feiern. Ihr Stammbaum reicht noch viel weiter zurück und ist in etwa so weit verzweigt wie die Hecken im Garten von Buckingham Palace.

Fürstliche Spielerei: Royal Constellations zeigt, wie eng die europäischen Adelshäuser vernetzt sind – einfach Hier Klicken!

Das Datenprojekt „Royal Constellations“ macht das sichtbar. Es zeigt die letzten 1.000 Jahre blauen Blutes nicht nur der britischen Royals, sondern vieler anderer Adelshäuser, deren Namen die europäische Geschichte prägten – mitsamt Verwandtschaftsverbindungen und biografischen Eckdaten. Auch die bayerischen Könige und Adeligen sind natürlich zu finden – auch Verwandtschaft der Leuchtenberger, die einst in Eichstätt herrschten, taucht darin auf.

„Fraaanz“: Der Ruf nach ihrem Gemahl ist aus zahlreichen Verfilmungen berühmt, machte aber vor allem Romy Schneider in der Rolle der Kaiserin Elisabeth von Österreich berühmt, die mit eben jenem Franz Joseph I. verheiratet war – ihrem Cousin. Auch die Verwandtschaftsgrade zeigt Royal Constellations an – leider nur auf Englisch, dafür aber schön farblich gekennzeichnet.

Das Portal ist natürlich eine Spielerei. Allerdings eine, die nicht nur für Fans der Adelshäuser spannend ist, sondern auch Laien eindrucksvoll vor Augen führt, wie man Daten und Geschichte eindrucksvoll veranschaulichen kann. Die Vielzahl der bunten Punkte zeigt nicht nur den Fleiß der Macher. Sie zeigt auch, wie groß Geschichte ist – selbst wenn man sie auf die wichtigsten Adelshäuser konzentriert. Und sie zeigt, wie vernetzt und verwoben Europa doch ist. Auch wenn die Adelsgeschlechter extreme Beispiele sind – auch viele gewöhnliche Familien hätten heute ähnlich weit verzweigte Stammbäume.

Deutsche Adelshäuser sind eng in das Netz der europäischen Adelshäuser eingebunden – hier ausgehend von Pauline von Württemberg, deren Nachkommen mit mehreren heutigen Königshäusern verwandtschaftlich verbunden sind, wie die Grafik zeigt.
Königreich Bayern: Max I. Joseph stieg durch sein Bündnis mit Napoleon als erster bayerischer König die Wittelsbachermonarchie. Unten Ludwig II. Unten Kaiser Wilhelm II.

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