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Gefahren durch Starkregen: Infoveranstaltung zum Hochwasserschutz im Landkreis

Landtagsabgeordnete Schorer-Dremel informiert Bürgermeister im Landkreis über Schutzkonzepte bei Sturzfluten

Eichstätt. – Die Flutkatastrophe in NRW, Rheinland-Pfalz, aber auch in Bayern im Sommer wird eines der Hauptthemen in allen Jahresrückblicken über das Jahr 2021 sein. Während viele Betroffene immer noch mit den Folgen zu kämpfen haben, ist das Thema längst wieder aus der öffentlichen Aufmerksamkeit verschwunden. Aber wer Ähnliches für die Zukunft vermeiden möchte, sollte am Thema dranbleiben – das empfiehlt etwa der Landtagsabgeordnete Alfons Brandl, der im mittelfränkischen Herrieden genau das getan hat: eine Gefährdungsanalyse durchgeführt und eine Starkregen-Gefahrenkarte entwickelt, auf deren Basis dann Frühwarnsysteme entwickelt werden können. Genau das regte die Eichstätter Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel nun auch für den Landkreis Eichstätt an.

Hochwasserschutz online: Zu einem Online-Meeting mit Experten zu dem Thema hatte Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel die Bürgermeister im Landkreis eingeladen.

Im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „Die Abgeordnete informiert“ hat sie eine virtuelle Gesprächsrunde zum Thema Sturzflutmanagement organisiert. Neben Landrat Alexander Anetsberger konnte Schorer-Dremel zahlreiche interessierte Bürgermeister aus dem ganzen Landkreis zur gemeinsamen Videokonferenz begrüßen. Mit Reinhard Brodrecht, Geschäftsführer der SPEKTER GmbH, einem Unternehmen aus Herzogenaurach, das sich auf Starkregen-Risikomanagement spezialisiert hat und ihrem Kollegen aus dem Bayerischen Landtag, dem Abgeordneten Alfons Brandl, hatte Schorer-Dremel zwei Referenten eingeladen, die nicht nur über das nötige Fachwissen verfügen, sondern auch aus eigener Erfahrung sprechen konnten.

Abgeordneter Alfons Brandl berichtete zunächst von seiner Zeit als Bürgermeister der mittelfränkischen Stadt Herrieden. Dort hatte Brandl erst vor wenigen Jahren als einer der ersten Bürgermeister Bayerns ein umfassendes Sturzflutmanagement mit Frühwarnsystem eingeführt. „Niemand ist von den großen Gefahren ausgenommen, die Starkregen und Sturzfluten mit sich bringen. Es kann jede Kommune erwischen“, warnte Brandl eindringlich. Ein funktionierendes Hochwasserschutzkonzept, bei dem man von langsam steigenden Flusspegelständen ausgeht, sei nicht ausreichend, um auch vor plötzlichen Sturzfluten geschützt zu sein.

Hochwassereinsatz: Die Einsatzhundertschaft der Eichstätter Bepo beim Ausrücken zum Einsatz in Sachen Hochwasserschutz im Juli. Fotos: Anspann

Aus eigener Erfahrung empfahl Abgeordneter Brandl den zugeschalteten Bürgermeistern für ihre jeweilige Kommune eine Starkregen-Gefahrenkarte erstellen zu lassen. Hierbei handelt es sich um digitale Karten, die große Wassermassen bei Sturzfluten simulieren und dadurch die Gefahrenpunkte und den Handlungsbedarf innerhalb einer Gemeinde deutlich aufzeigen. Auf Basis dieser Gefährdungsanalyse könne jede Kommune dann weitere Schutzmaßnahmen planen und ein Frühwarnsystem für Bürger aufbauen.

Aus den Starkregen-Gefahrenkarten ergeben sich laut Brandl auch wichtige Informationen für die zukünftige Bauleitplanung einer Kommune. Bürger, die an bestimmten Stellen bauen wollen, können sich anhand der Gefahrenkarte besser auf die jeweilige Situation einstellen und Baupläne gleich vorab anpassen. „Es geht nicht darum, Bauleitplanung zu verhindern, sondern zu verbessern“, erklärte Brandl. Er appellierte daran, einen solchen einschneidenden Prozess mit größtmöglicher Bürgerbeteiligung anzugehen. „Ziel muss es sein, mit den Bürgern zu diskutieren und gemeinsam für die jeweilige Ortschaft ein Schutz- und Präventionssystem zu entwickeln, das hinterher von allen akzeptiert wird“, sagte Brandl.

Frühwarnung per App

Im Anschluss an Brandls Vortrag ging Reinhard Brodrecht auf Präventionsmaßnahmen und das Frühwarnsystem ein. Prävention beginnt laut Brodrecht schon beim vorzeitigen Bereitstellen von Sandsäcken und kleinen baulichen Maßnahmen bei Bachläufen, Kanälen oder Verrohrungen. Diese Maßnahmen sollten durch ein Frühwarnsystem per App für Bürger und Rettungskräfte ergänzt werden. „Durch vorab installierte Sensoren in Kanälen oder an anderen neuralgischen Stellen ist eine Frühwarnung möglich“, erklärte Brodrecht. „Das Regenwasser muss erst zu Boden fallen und dann abfließen. In dieser Zwischenzeit, die etwa 30 bis 60 Minuten betragen kann, muss eine Warnung erfolgen“, so der Experte. Bei einem perfekt abgestimmten Frühwarnsystem reiche diese Zeit, um die Bevölkerung zu informieren und gefährliche Stellen wie Tiefgaragen, Senken oder Unterführungen entweder zu sperren oder durch hochfahrende Schotten abzudichten.

Vorbeugung gefragt: Auf die Regelförderung für kommunales Sturzflutmanagement in Bayern wies Tanja Schorer-Dremel hin.

„Die vielen anschaulichen Beispiele aus der Praxis zeigen, was in diesem Bereich machbar ist und an anderen Orten in Bayern bereits umgesetzt wurde“, bilanzierte Gastgeberin Tanja Schorer-Dremel am Ende der Vorträge. „Dank Digitalisierung, neuer Technologien und staatlicher Förderung ist ein ausgeklügeltes Sturzflutmanagement für Kommunen möglich“, so die Abgeordnete. Im Freistaat Bayern gibt es eine Regelförderung für kommunales Sturzflutmanagement, wie sie weiter erklärte. Die Förderung erfolge über das zuständige Wasserwirtschaftsamt. Derzeit erarbeite das Landesamt für Umwelt einen neuen Leitfaden für Förderanträge. Schorer-Dremel und die beiden Referenten ermutigten die Bürgermeister, möglichst früh Förderanträge zu stellen.

Quelle
Abgeordnetenbüro Tanja Schorer-Dremel
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