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„Keine Querschüsse mehr“: Kreistag will Klinikfrage im ersten Quartal entscheiden

Landrat verärgert über ausscherdende Kreisräte – Mehrheitsentscheidung akzeptieren

Eichstätt. – Die Entscheidung ist wie erwartet vertagt worden, aber sie soll möglichst bald fallen – Das Ringen um den vollwertigen Klinikstandort und die Struktur für die bestmögliche Gesundheitsversorgung für den gesamten Landkreis Eichstätt ist auch mit der Kreistagssitzung vom Montag nicht abgeschlossen. Allerdings wurden weitere wichtige Weichen gestellt beziehungsweise bestätigt. Einig war man sich über Fraktionsgrenzen hinweg, dass es zu einer schnellen Entscheidung kommen müsse: Die soll noch im ersten Quartal fallen. Dabei schlug vor allem Landrat Alexander Anetsberger Pflöcke ein. Er verbat sich Querschüsse einzelner Kreisräte, die noch dazu die Hoffnungen in der Bevölkerung weckten, beide Klinikstandorte – Eichstätt und Kösching – als Akutkrankenhäuser erhalten zu können.

Klarheit im ersten Quartal? Die Entscheidung um den vollwertigen Krankenhausstandort der Kliniken im Naturpark Altmühltal – die Klinik Eichstätt (links eine Visualisierung der laufenden Generalsanierung) oder die Klinik Kösching (rechts), die ebenfalls auf den neuesten Stand gebracht werden soll, – soll noch im März fallen. Fotos: oh

Wer von den Mandatsträgern alternative Vorstellungen habe, solle erst einmal zu ihm kommen, forderte der Landrat, der im Übrigen keinen Zweifel daran ließ, dass es künftig einen akutstationären Standort und einen ambulanten Standort beziehungsweise ein Gesundheitszentrum geben werde – die Frage sei nur, wo welche Einrichtung hinkomme. Wer für etwas anderes plädiere und glaube, es gebe eine bessere Lösung, solle die dann aber auch schlüssig erläutern, sagte Anetsberger – wohl auch im Hinblick auf Schlagzeilen der letzten Tage und Wochen, in denen zum Beispiel die Freien Wähler wieder über einen Erhalt beider Standorte spekuliert hatten.

Sieben Millionen Euro Defizit und mehr auf Dauer nicht tragbar

Marco Fürsich, der Vorstand der Kliniken im Naturpark Altmühltal, hatte zur Kreistagssitzung eine ausführliche Präsentation dabei. Dabei wurde deutlich: Aufgrund des finanziellen Rahmens seien beide bestehende Einrichtungen nicht kostendeckend zu führen. Schon jetzt sei man im roten Bereich – 2020 etwa sieben Millionen Euro im Minus – und das Defizit werde weiter steigen. Gleichzeitig gibt es Probleme, Pflegekräfte zu finden. Dabei stellte sich die Hans-Weinberger-Akademie (HWA) vor, die Pflegekräfte in Eichstätt ausbildet, wobei deutlich wurde, dass es in Eichstätt gutes, aus der Region stammendes Personal gebe. Ein Ausbau der Ausbildungsplätze sei durchaus möglich, hatte Anetsberger nach ersten Gesprächen mit der HWA noch im letzten Jahr angedeutet. Das aber könnte wiederum auch von der Stanodrtentscheidung abhängen.

Als weiteren Punkt führte Fürsich an, dass sich auch die medizinischen Gegebenheiten ändern. Bestimmte Operationen, die früher einen kurzen stationären Aufenthalt erforderlich machten, würden heute ambulant durchgeführt. Die Bettenbelegungszahlen sprächen schon heute eine deutliche Sprache. Der Vorstand erinnerte auch daran, dass nicht alles, was man für wichtig und unbedingt nötig erachte, auch erhalten werden könne. Dabei führte er das Beispiel der vor einiger Zeit geschlossenen Abteilung für Geburtshilfe in Eichstätt an.

Entscheidung noch im ersten Quartal

Große Einigkeit herrschte im Gremium darüber, dass eine Entscheidung möglichst rasch fallen müsse. Eineinhalb Jahr diskutiere man jetzt schon, und nun sollte man zu einem Ende kommen. Noch gebe es gewisse Gestaltungsspielräume. Je weiter die Zeit fortschreite, desto enger würden diese. Zu berücksichtigen sei zusätzlich die herrschende Unsicherheit beim Personal der Kliniken. Deshalb solle eine Abstimmung innerhalb des ersten Quartals erfolgen.

Geschlossenheit demonstrierten Landrat Anetsberger, OB Scharpf, Landrat Gürtner und Landrat von der Grün nicht nur bei ihrem gemeinsamen Plädoyer für eine „Impfregion 10“. Bei dem Treffen am 15. Dezember in Eichstätt sprachen sie auch erneut über eine gemeinsame Gesundheitsstruktur für die Region. Bis die Formen annimmt, dürfte aber viel Zeit vergehen. Darauf könne man im Landkreis Eichstätt nicht mehr warten, so der Tenor der Kreistagssitzung. Foto: Landkreis Eichstätt

Doch auch bei einer raschen Grundsatzentscheidung wird sich die Umsetzung über Jahre hinziehen, schon, weil zahlreiche bauliche Veränderungen nötig sind. Im Falle der Klinik Eichstätt würden sich die Arbeiten bis 2031 hinziehen, bei der Klinik Kösching gar bis 2034. Auf die Frage, wie valide denn seine Zahlen seien, antwortete Marco Fürsich, dass es sich um Annahmen handele, die nach heutigem Wissensstand so valide wie möglich seien. Doch natürlich könne sich bei diesem langen zeitlichen Horizont einiges ändern, räumte er ein.

Mehrheitsentscheidung respektieren

Landrat Anetsberger sagte in diesem Zusammenhang, dass er keinen einstimmigen Beschluss für oder gegen einen bestimmten Standort erwarte. Was er aber erwarte, sei, dass die Mehrheitsentscheidung respektiert würde. Einige Kreisräte appellierten auch an die Geschlossenheit des Landkreises, der jetzt sein 50-jähriges Bestehen feiern könne. Man dürfe sich in dieser Frage nicht spalten lassen. In diesem Zusammenhang komme es auf die Kommunikation mit den Bürgern an.

Insgesamt gibt es seit einiegr Zeit zwei Lösungsvorschläge, die Fürsich nun erneut vorstellte:

  1. Akutstationär Kösching und Gesundheitszentrum Eichstätt: Danach wäre die stationäre Akutversorgung in der Klinik Kösching, während die ambulante Versorgung in einem Gesundheitszentrum Eichstätt und einem Gesundheitszentrum Kösching stattfinden würde.
  1. Akutstationär Eichstätt und Fachklinik Kösching: Die stationäre Akutversorgung würde dann in Eichstätt liegen, während es in Kösching eine Fachklinik gebe. Es bleibt bei den beiden Gesundheitszentren in Eichstätt und Kösching.

Beide Alternativen schließen Kooperationen mit ein, die auch in mögliche eingehendere Planungen für eine „Gesundheitsregion 10“ aus Ingolstadt und den umliegenden Landkreisen einfließen könnten. Deutlich wurde ebenfalls, dass es bei der Gesundheitsversorgung nicht allein um die Kliniken geht, sondern dass viele andere, unter anderem die Hausärzte, eingebunden sein müssten.

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