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Airport-Shuttle per Flugtaxi: KU-Studenten beraten Flughafen München

Umfrage: Zwei von drei Ingolstädtern begrüßen Flugtaxis

Ingolstadt. – Welche Potenziale bieten Flugtaxis für künftige Nutzer als Shuttleservice vom und zu einem Flughafen? Studierende der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät Ingolstadt (WFI) der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) haben dies in Kooperation mit dem Flughafen München bei einer Lehrveranstaltung des Lehrstuhls für Dienstleistungsmanagement untersucht und nun ihre Ergebnisse einem Projektteam des Flughafens präsentiert. Zudem zeigte eine Umfrage der Stadt Ingolstadt, dass sich rund 75 Prozent der Bevölkerung für das Thema interessieren und rund zwei von drei Befragten den „Flugtaxis positiv gegenüberstehen.

Pop.Up Next – a modular concept to solve traffic problems in cities. The ultra-light, two-seater passenger cabin can be attached either to a car module or to a flight module. The dominant interior feature is a 49-inch screen, while interaction between humans and the machine is performed by speech and face recognition, eye-tracking and a touch function.
Mobile Zukunft: Diese Studie eines Airbus-Flugtaxis zeigt, wie man sich die mobile Zukunft vorstellen könnte. Rund zwei Drittel der Ingolstädter Bürger stehen der neuen Technologie grundsätzlich offen gegenüber. Foto: Airbus

Wie viele andere Mobilitätsanbieter evaluiert der Flughafen München derzeit die Integration von Urban Air Mobility (UAM)-Angeboten – umgangssprachlich ist häufig die Rede von Flugtaxis – als zusätzliches Transportmittel zum und vom Flughafen. Verschiedene Hersteller arbeiten bereits an der Gestaltung und den technischen Anforderungen von Flugtaxis, während Städteplaner und Designer die Integration der benötigten Landeplätze in bestehende Infrastrukturen evaluieren. Flugtaxis versprechen diverse Vorteile für zukünftige Nutzer – von Effizienz über Komfort bis Exklusivität. Aber wer werden die zukünftigen Nutzer solcher Serviceangebote sein? Was erwarten sie von zukünftigen UAM-Shuttleservices? Was sind ihre Bedürfnisse? Und wie können künftige Anbieter die „UAM Customer Journey“, also das Reiseerlebnis im Flugtaxi, auf diese Bedürfnisse zuschneiden?

Geschäftsreisende und wohlhabende Kunden als Hauptkunden

Mit diesen Fragen haben sich die Studierenden in den vergangenen vier Monaten intensiv auseinandergesetzt. Neben der Literaturrecherche haben sie Interviews mit verschiedenen Branchenexperten geführt, um künftige Nutzergruppen zu identifizieren und beschreiben. Die werden demnach – wenig überraschend – vor allem im Bereich der Geschäftskunden oder wohlhabenden Privatkunden gesehen: „Es zeigte sich, dass Geschäftsreisende aufgrund ihrer hohen Reisefrequenz und niedrigen Preissensitivität als attraktivstes Kundensegment angesehen werden. Auch gut situierte Privatreisende aus dem In- und Ausland, die besonderen Wert auf komfortables und unkompliziertes Reisen legen, könnten in Zukunft eine relevante Kundengruppe ausmachen“, berichtet Frederica Janotta als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Lehrstuhls für Dienstleistungsmanagement. Je nach Positionierung der Start- und Landeflächen für Airport Shuttles, könnten zudem Besucher, die aus geschäftlichen oder privaten Gründen zum Flughafen reisen – etwa um Meetings wahrzunehmen, Messen oder Events zu besuchen – ein relevantes Kundensegment darstellen.

Kunderlebnis Flugtaxi: Am Lehrstuhl für Dienstleistungsmanagement der WFI wurden bereits im Rahmen eines vom Bundesforschungsministerium geförderten Projektes untersucht, was potenzielle Reisende von Flugtaxis erwarten – unter anderem auch mithilfe eines simulierten Fluges via VR-Brille. Nun haben Studierende die Perspektiven eines Shuttleservices zum und vom Flughafen München als Dienstleistung untersucht. (Foto: Nowak/upd)

Darüber hinaus haben die Studierenden untersucht, wie das künftige Reiseerlebnis eines Shuttle Service Nutzers aussehen könnte. Die sogenannte „Customer Journey“ bezeichnet dabei den Weg und die damit verbundenen Prozessschritte, die ein künftiger Kunde durchläuft, wenn er sich für die Nutzung von solchen UAM-Airport-Shuttles entscheidet. Da die Kundenperspektive im Mittelpunkt der Entwicklung künftiger Services steht, haben die Studierenden Interviews mit potenziellen zukünftigen Nutzern geführt, um Erwartungen, mögliche Fallstricke und Chancen für künftige Service-Anbieter zu ermitteln.

Komfort und Effizienz gefragt

Insgesamt zeigt sich, dass das Wertversprechen einer komfortablen, effizienten Reise oberste Priorität für künftige Nutzer hätte. Hierfür ist auch der nahtlose Übergang zwischen den einzelnen Stationen entscheidend. Reisende, die solche Flugtaxiangebote aufgrund des gehobenen Komforts und der Exklusivität wählen, würden auch bei der weiteren Abfertigung am Flughafen eine bevorzugte Behandlung erwarten. Die geführten Interviews dienten abschließend als Grundlage für die Ableitung von Handlungsempfehlungen für den Flughafen München und andere Service-Anbieter.

„Pop.Up Next“ nennt sich das hier visualisierte modulare Konzept, das Audi, Airbus und Italdesign 2018 vorgestellt haben: Es soll Verkehrsprobleme in Städten lösen. Die ultraleichte, zweisitzige Passagierkabine lässt sich entweder mit einem Auto- oder einem Flugmodul koppeln. Im Innenraum dominiert ein 49 Zoll-Bildschirm, die Mensch-Maschine- Interaktion erfolgt über Sprach- und Gesichtserkennung, Eye-Tracking sowie Touch-Funktion. Foto: Italdesign

Bei ihren Abschlusspräsentationen erläuterten vier Studierendenteams ihre Ergebnisse und Handlungsempfehlungen vor Lehrstuhlvertretern und dem Projektteam des Flughafen München. Die Projektpartner des Flughafens zeigten sich sehr beeindruckt von den Ergebnissen der Teams und möchten mit den gewonnenen Erkenntnissen weiterarbeiten, um ein vertieftes Verständnis für die Anforderungen an künftige Service-Angebote zu erlangen.

Zwei von drei begrüßen Flugtaxis

Bürgerumfrage zeigt Interesse an Urban Air Mobility Projekten

Ingolstadt. – Seit 2018 erforscht die Stadt Ingolstadt im Rahmen der Urban-Air-Mobility-Initiative den Einsatz von Drohnen und Flugtaxis. Das Netzwerk der Initiative umfasst bereits mehr als 80 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und dem Gesundheitswesen. Ein besonderes Anliegen ist dabei die Einbindung der Bevölkerung in die Projekte und eine regelmäßige Befragung der Bürger. Rund 75 Prozent der Befragten gab dabei an, eine Interesse an Flugtaxi-Iniativen der Stadt zu haben, und rund 60 Prozent gaben an, eine positive Einstellung gegenüber Flugtaxis zu haben.

2020 wurde bereits eine Umfrage veröffentlicht und die Akzeptanz der Bevölkerung für das Projekt „FreeRail“ abgefragt. Dabei wird die automatisierte Erfassung der gleisnahen Vegetation entlang des Streckennetzes der Deutschen Bahn mit autonom betriebenen Drohnen untersucht. Um nun die aktuelle Sichtweise abzufragen und die Ergebnisse mit jenen aus dem Vorjahr vergleichen zu können, wurden die Bürger im Juli und August 2021 erneut gebeten, an der Umfrage teilzunehmen und auch das Forschungsprojekt „INCity TakeOff“ zu bewerten. In diesem Projekt werden Start- und Landeflächen für Lufttaxis unter Berücksichtigung der Anforderungen an urbane Start- und Landeplätze erforscht.

75 Prozent begrüßen Drohnen

Die große Mehrheit (über 75 Prozent) der Befragten gab an, sich zumindest gelegentlich über die aktuellen Entwicklungen zu Urban Air Mobility in Ingolstadt zu informieren. Sie stellten weiterhin klar, diese und ähnliche Initiativen der Stadt zu befürworten und weitere Informationen zu diesen Themen zu begrüßen. Die Umfrage zum FreeRail-Projekt ergab, dass 75 Prozent der Umfrageteilnehmer eine (eher) positive Einstellung gegenüber Drohnen haben. Besonders befürwortet wird die Nutzung von Drohnen bei Rettungseinsätzen und zu Sicherheitszwecken. Auch mit einem Drohnenhangar in der Nähe von Bahnhöfen wäre die Mehrheit der Befragten einverstanden.

60 Prozent für Forschungsprojekt „INCity TakeOff“

Zum Forschungsprojekt „INCity TakeOff“ gaben rund 60 Prozent der Befragten an, eine (eher) positive Einstellung gegenüber Flugtaxis zu haben. Sie erhoffen sich durch die Nutzung dieses Fortbewegungsmittels eine Zeitersparnis. Dabei sollte die Reise mit einem Flugtaxi möglichst ökologisch nachhaltig sein und zu einem günstigen Preis angeboten werden. Es bestehen allerdings noch Zweifel, inwieweit die Hersteller beziwehungsweise Betreiber von Flugtaxis diese Anforderungen erfüllen können. Die Befragten können sich weiterhin vorstellen, das Fortbewegungsmittel für dienstliche und private Reisen für Mittelstrecken (mehr als 250 Kilometer) zu nutzen. Als Standort für die notwendigen Start- und Landeplätze wurde die unmittelbare Nähe zum Wohnort von den Umfrageteilnehmern gleichermaßen befürwortet wie abgelehnt (je ein Drittel).

Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass weitere Aufklärungsarbeit zu Urban Air Mobility und den Projekten sowohl notwendig ist, als auch von den befragten Einwohnern der Stadt Ingolstadt gewünscht wird, um das Thema greifbarer und zukunftsfähiger zu machen.

 

Quelle
updStadt Ingolstadt
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