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Kiewer Choral und die Kraft des Miteinanders: Friedenskundgebung in Eichstätt

Von der „Schockstarre“ zu Mut und Miteinander: Friedensgebet auf dem Residenzplatz

Eichstätt. – Blau-gelb: Die Farben der Ukraine sind gerade überall zu sehen. Auch wenn es manchem schon ein wenig viel wird mir dem omnipräsenten Thema Krieg – wer sich heute Abend in der Menschenmenge auf dem Eichstätter Residenzplatz befand und zuhörte, wie Oleksandr Petrynko, der Leiter des Collegium Orientale nicht nur die „Freunde der Ukraine und des Friedens“, sondern auch die ersten ukrainischen Flüchtlinge in der Landessprache begrüßte und die rund 300 Besucher des Friedensgebets anschließend applaudierten, der konnte nicht umhin, einmal mehr tief bewegt zu sein und mit Mitgefühl zuzuhören, wie die ukrainischen Priesteranwärter den Kiewer Choral auf Deutsch oder zum Schluss die ukrainische Nationalhymne anstimmten.

Mut und Miteinander: Friedensgebet am Eichstätter Residenzplatz. Fotos: Zengerle

Es waren nicht mehr ganz so viele Menschen gekommen wie die rund 700, die sich am Mittwoch vergangene Woche, wenige Tage nach dem Ausbruch des Krieges, auf dem Marktplatz in Eichstätt versammelt hatten. Dennoch war auch auf dem weit größeren Residenzplatz das Mitgefühl spürbar – insbesondere als Petrynko eben jene Flüchtlinge in der Menge begrüßte. Sie und viele andere Menschen aus seinem Heimatland seien zum Teil vier Tage lang unterwegs gewesen, um hierher zu gelangen – und all das in einer „großen Traurigkeit“: in der Sorge um ihr Land und vor allem ihre Lieben, die sie zurücklassen mussten. Vor allem aber auch, weil sie in eine „ungewisse Zukunft schauen“ müssten.

Von der „Schockstarre“ zu Mut und Miteinander

„In der letzten Woche waren wir noch in einer Art Schockstarre“, sagte Gabriele Gien, Präsidentin der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Inzwischen sei vieles passiert. Man erlebe eine enorme Hilfsbereitschaft und einen großen Zusammenhalt. Man habe einen Präsidenten der Ukraine gesehen, der Mut mache. Menschen in der Ukraine, aber auch in Russland, die zum Teil unter großen persönlichen Risiken auf die Straße gingen, um gegen diesen Krieg zu demonstrieren – und für die Freiheit und Demokratie. Man erlebe in Eichstätt aktuell einmal mehr ein Miteinander aus Stadt, Universität, Kirche, Wirtschaft und anderen Einrichtungen sowie große Hilfsbereitschaft – gerade auch in solchen Zeiten auch gegenüber den Geflüchteten. Das zeichne Eichstätt aus. „Danke an alle, die mithelfen!“

Stimme der Ukraine: Die Sänger des Collegium Orientale beim Singen der ukrainischen Nationalhymne. Fotos: ZengerleResidenzplatz. Fotos: Zengerle

Friedenskundgebungen am Sonntag und nächsten Mittwoch

Anschließend sprachen Dompfarrer Josef Blomenhofer und der evangelische Pfarrer Christoph Hilmes  Fürbitten für die Kriegsopfer und am Ende gemeinsam mit Petrynko ein interkonfessionelles Friedensgebet und den Segen, ehe die erste Strophe der ukrainischen Nationalhymne von den Sängern des Chores aus dem Collegium Orientale vom Marienbrunnen unter der Mariensäule am Residenzplatz erklang. Am Ende standen die Besucher ein wenig verloren auf dem großen, stillen Platz. Irgendwie war auch das ein Zeichen: Der Krieg lässt die Menschen oft sprachlos zurück. In der Menge waren neben zahlreichen Ukraine-Fahnen auch einige Lichter zu sehen. Heute war es im Abendlicht keine sogenannte „Lichterwanderung“ – dafür ging es heute wirklich um Frieden.

Auch am nächsten Mittwoch soll es um 18 Uhr auf dem Residenzplatz wieder ein ökumenisches Friedensgebet geben, wie die Veranstalter bereits ankündigten.Zudem soll auch am kommenden Sonntag um 14 Uhr unter dem Motto „Wir sind Eichstätt“ eine große Freidenskundgebung ebenfalls hier stattfinden.

Video: Die Sänger des Collegium Orientale beim Singen des Kiewer Chorals und der ukrainischen Nationalhymne:

„Beeindruckend und überwältigend“: Eichstätter Mahnwache für Frieden in der Ukraine

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