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Nachgefeiert: 25 Jahre Diözesane Arbeitsgemeinschaften der Mitarbeitervertretungen

Plädoyer für Weiterentwicklung des katholischen Arbeitsrechts

Eichstätt/Beilngries. (pde) – Die Kirchen sind in der Region auch wichtige Arbeitgeber – mit ihrem ganz eigenen Arbeitsrecht und entsprechender Mitarbeitervertretung. Die hat nun ein Jubiläum gefeiert: 25 Jahre Diözesane Arbeitsgemeinschaften der Mitarbeitervertretungen (DiAG-MAV) beim Bischöflichen Ordinariat und in der Caritas in der Diözese Eichstätt: Das haben knapp 100 Vertreter aus Kirche und Caritas bei einem Gottesdienst mit Bischof Gregor Maria Hanke und einem Festakt im Bildungshaus Schloss Hirschberg bei Beilngries gefeiert.

Über das 25-jährige Jubiläum der Diözesanen Arbeitsgemeinschaften der Mitarbeitervertretungen freuten sich (von links) die Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaften Gisela Hirsch und Richard Ulrich, Caritasdirektor Alfred Frank, Bischof Gregor Maria Hanke, der Amtschef des Bischöflichen Ordinariates, Thomas Schäfers, die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der MAVen, Renate Müller, und der Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft, Martin Lieble. Foto: Peter Esser/pde

„Hart gerungen, aber keine Streiks“

Das eigentliche Jubiläum hatte bereits vor zwei Jahren stattgefunden, konnte seinerzeit wegen der Corona-Pandemie allerdings nicht begangen werden. Die Vorsitzenden der beiden Arbeitsgemeinschaften, Richard Ulrich für das Ordinariat und Gisela Hirsch für die Caritas, zogen eine positive Bilanz: „Die Kontakte zwischen Dienstgeber und Dienstnehmerseite sind konstruktiv und vertraulich. Die MAVen nehmen das Unterstützungsangebot der Arbeitsgemeinschaften an und die kirchliche Grundordnung wird mit geplanten Veränderungen auf eine ehrliche Grundlage gestellt“, bilanziert Ulrich. Gisela Hirsch drückte ihre Freude darüber aus, dass Dienstgeber und Dienstnehmer mit einer gemeinsamen Initiative darauf hinwirken wollen, in Einrichtungen ohne MAV eine solche zu gründen, wenn dies möglich ist: „Vernetzung stärkt und schützt vor Vereinzelung. Der Verbund und die großen Einheiten sind das, was wir wollen.“

Mit diesen Worten machte der Amtschef des Bischöflichen Ordinariates, Thomas Schäfers, die Bedeutung der DiAG MAV deutlich. Er bestätigte die „vertrauensvolle und zielführende Zusammenarbeit“ für die Dienstgeberseite. Er wünschte sich, dass die Jubiläumsfeier Kraft und Motivation für den weiteren Weg schaffe, auf dem „es mehr denn je darum gehen muss, glaubwürdig Zeugnis für Jesu Botschaft abzulegen“. Caritasdirektor Alfred Frank hielt ein Plädoyer für den konsensorientierten sogenannten Dritten Weg im Arbeitsrecht der Kirche. Dieser Weg lasse weder ungezügelte Kräfte des Kapitalismus walten, noch bediene er sich Mitteln des Arbeitskampfes, etwa Streiks – „wenngleich natürlich auch auf diesem Weg zum Teil hart miteinander gerungen wird“. Frank bescheinigte der DiAG, einen großen Verdienst daran zu haben, „dass es unsere Mitarbeitervertretungen gibt und sie engagiert handeln“.

Katholisches Arbeitsrecht nicht abschaffen, aber weiterentwickeln

Dass auch die Mitarbeitervertretungen weder einen ersten noch einen zweiten Weg wollten, betonte die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der MAVen, Renate Müller. Sie sprach sich ebenso dagegen aus, das derzeitige katholische Arbeitsrecht grundsätzlich abzuschaffen. Doch es müsse weiterentwickelt werden. Daher hofft Müller, dass in einem ersten Schritt die Grundordnung neu verabschiedet wird. Ihre Änderung soll darin bestehen, „wegzukommen von Personenbezogenheit hin zur Tätigkeitsbezogenheit“, erklärte Martin Lieble, Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft der MAVen. Auch er hofft inständig darauf, dass geplante Veränderungen demnächst beschlossen werden. „Sonst werden nicht wir, sondern andere über den Dritten Weg entscheiden“, befürchtet Lieble.

Den Festvortrag hielt der Wirtschaftsjournalist und Zukunftsforscher Erik Händeler aus Lenting zum Thema „Warum die Kultur der Zusammenarbeit sich durchsetzt“. Dabei machte er deutlich, dass die Gesellschaft sich mitten in einem ökonomischen Strukturwandel befinde. Es gehe nicht mehr vor allem darum, technische Arbeit zu leisten, sondern es komme „auf die Fähigkeit der Menschen, mit Wissen umzugehen“ an. Planen, Organisieren und Beraten sei die Arbeit der Zukunft. „Der Fliesenleger muss auch wissen, wie er ein schwieriges Ehepaar beraten kann“, nannte Händeler als Beispiel. Das Sozialverhalten sowie auch die Förderung seelischer Gesundheit spielen nach den Worten des Zukunftsforschers eine immer wichtigere Rolle. „Je statusorientierter ein Unternehmen ist, desto unproduktiver wird es sein“, prophezeite er. Junge Menschen müssten sich nicht mehr „hochdienen“, sondern „der 63-jährige erfahrene Mitarbeiter und der 28-jährige frisch Ausgebildete müssen auf Augenhöhe zusammenarbeiten“. Zur Ethik gehöre es, Konflikte friedlich miteinander auszutragen, anstatt sie zu unterdrücken oder sie gewaltsam auszufechten. Grundsätzlich komme es darauf an, „das gesamte Organisationswissen zu mobilisieren, statt eine Person oder Sichtweise von vornherein zu verabsolutieren“.

Den Festgottesdienst hielten Regens Domkapitular Michael Wohner, Bischof Gregor Maria Hanke, Caritaspräses Dompropst Alfred Rottler und Domkapitular Paul Schmidt (von links). Foto: Peter Esser/pde

Hanke: Gleichnis vom barmherzigen Samariter als „Magna Carta der Caritas“

Auch kleine Geschenke gab es zum Jubiläum: Alle Redner erhielten von Gisela Hirsch und Richard Ulrich als Geschenk einen Honig aus der Bienenzucht des Caritas-Zentrums St. Vinzenz, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Ingolstadt. Der Festakt wurde vom Neumarkter Musikduo mit Christine Rouamba und Klaus Rauchensteiner musikalisch umrahmt.

Zum Festgottesdienst hatten sich die DiAG-Vertreter das Gleichnis vom barmherzigen Samariter ausgesucht. Bischof Hanke bezeichnete dieses als „Magna Carta der Caritas“. Gleichwohl, betonte der Bischof, dürfe das Gleichnis nicht als eine Art „Sozialmanifest“ verstanden werden. Es gehe darin weniger um soziales Engagement als um eine Gottesbegegnung in der Begegnung mit dem Armen. „Der Samariter begegnet Christus, ohne es zu ahnen.“ Seine menschlich empathische Art sei Voraussetzung dafür, dass diese Begegnung stattfinden könne. Die Rolle der Dienstgemeinschaft der Caritas sei nicht die einer NGO, sondern „wir haben einen weiteren Horizont“, der in der Vater-unser-Bitte „Dein Reich komme“ zum Ausdruck komme. Konzelebranten beim Gottesdienst waren Caritaspräses Dompropst Alfred Rottler, Domkapitular Paul Schmidt und der Regens des Eichstätter Priesterseminars, Domkapitular Michael Wohner.

Quelle
pde
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