Eichstätt. – Der alte Vorstand der Caritasstiftung Eichstätt ist auch der neue und bleibt es zumindest für weitere vier Jahre. Das hat die jüngste Sitzung des Gremiums ergeben. Vorsitzender bleibt Caritasdirektor Alfred Frank, sein Stellvertreter der Professor für Sozialpolitik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt Stefan Schieren. Der Vorstand beschloss einstimmig, zwei wegweisende Sozialprojekte zu fördern: mit 5.000 Euro die Initiative „MumM! Mentorinnen unterstützen motivierte Migrantinnen“ und mit 4.000 Euro eine systemische Beratung von Bewohnerinnen, Jugendlichen und Kindern im Caritas-Frauenhaus Ingolstadt bis zum Beginn einer möglichen Therapie.
Die von der Caritasstiftung treuhänderisch verwaltete Maria Patek-Held Stiftung in Roth unterstützt zudem eine durch eine Nebennierenrindeninsuffizienz nicht erwerbsfähige und unter einer Depression leidende Frau mit einem Zuschuss in Höhe von 4.000 Euro bei der Anschaffung eines Autos. Der Leiter der Caritas-Kreisstelle Eichstätt, Josef Wintergerst, berichtete bei der Sitzung über das von der Caritasstiftung geförderte Projekt Frauentreff „Wir für uns“ des Sozialpsychiatrischen Dienstes der Kreisstelle.
Dem Vorstand der Caritasstiftung werden neben Frank und Schieren erneut der Ingolstädter Stadtrat Albert Wittmann, Anneliese Krautwasser, gelernte Krankenschwester aus Mitterrohrenstadt bei Berg, und Barbara Niederauer, Finanzleiterin eines Unternehmens aus Herrieden, angehören. Geschäftsführer ist der stellvertretende Caritasdirektor, Andreas Steppberger, Beisitzer der Caritasratsvorsitzende Josef Schmidramsl. Um die finanziellen Belange der Stiftung kümmert sich der Leiter des Finanz- und Rechnungswesens des Caritasverbandes Eichstätt, Klaus Nieberle.
Mentorinnen helfen Frauen mit Migrationshintergrund beruflich
Das von der Stiftung geförderte Projektvorhaben „MumM! Mentorinnen unterstützen motivierte Migrantinnen“ startet voraussichtlich am 1. Januar 2023 in Ingolstadt. Dabei bietet der Katholische Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit „IN VIA“ gut ausgebildeten Frauen mit Migrationshintergrund Workshops, Weiterbildungen und die Zusammenarbeit mit ehrenamtlich tätigen Mentorinnen an. Diese Frauen finden nach Erfahrung bei IN VIA oft keine Arbeitsstelle, die ihrer Ausbildung und Berufserfahrung entspricht. Mit „MumM!“ sollen sie Zugang zu Informationen, Kontakten und Netzwerken erhalten, die sie bei der Arbeitssuche unterstützen.
In dem Prozess begleitet und berät eine Mentorin im selben Berufsfeld die Migrantin. Das Projekt will zudem durch Sensibilisierungs- und Öffentlichkeitsarbeit dazu beitragen, dass der Blick statt auf Defizitorientierung hin zu Talent- und Ressourcenförderung gelenkt wird. Die Caritasstiftung Eichstätt ist einer von mehreren Zuschussgebern. Ihre 5.000 Euro dienen zur Aufwandsentschädigung Ehrenamtlicher sowie zur Erstattung von Fahrtkosten von Migrantinnen sowie Mentorinnen, zum Beispiel zum Besuch von Jobmessen.
Die von der Stiftung geförderte Beratung im Frauenhaus trägt dazu bei, für die Dauer von zunächst einem Jahr eine externe Fachkraft in der Einrichtung zu finanzieren. Damit soll eine „schnellstmögliche, dringend notwendige psychische Stabilisierung und Entlastung der betroffenen Frauen, Jugendlichen und Kinder bis zum Beginn der möglichen Therapie“ erreicht werden, wie es im Projektantrag des Frauenhauses heißt. Da der Antritt eines Therapieplatzes oftmals mit langen Wartezeiten verbunden sei, soll die Zeit mit dem neuen Beratungsangebot vor Ort überbrückt werden. Die Probleme, welche die von häuslicher Gewalt heimgesuchten Frauen erleben, „reichen beispielsweise von Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen, Beziehungsstörungen bis hin zu Angststörungen oder Suchterkrankungen“.
Die von der Maria-Patek-Stiftung unterstützte kranke Frau, die von Arbeitslosengeld II lebt, verfügte nur über ein altes Fahrzeug, das nach Mitteilung der Caritas-Kreisstelle Roth ohne aufwändige Reparaturen den nächsten TÜV nicht mehr bestehen könnte. Das Auto ist laut einer Caritas-Sozialberaterin ihre wichtigste Stütze, „da sie sich mit diesem zumindest ein wenig in der Öffentlichkeit bewegen kann“. Die Caritas unterstützt daher ausdrücklich ihren Wunsch, in ihrer krisenhaften Situation eine finanzielle Förderung für einen neuen Kleinwagen im Wert von rund 14.800 Euro zu erhalten. Diese wird in einer solidarischen Aktion mehrerer Stiftungen erbracht, bei der die Caritasstiftung 4.000 Euro beisteuert.
Bedarf der Frauengruppe „Wir über uns“ bestätigt
Josef Wintergerst berichtete über die seit einem Jahr bestehende und mit 5.000 Euro von der Caritasstiftung unterstützte Frauengruppe „Wir für uns“, „ dass sich der Bedarf dieser Gruppe durchaus bestätigt hat und die Frauen sehr dankbar für dieses Angebot des Sozialpsychiatrischen Dienstes sind“. Bei dieser Initiative unter dem Motto „Gleiche treffen sich unter Gleichen“ tue den Beteiligten insbesondere nach der mit Einschränkungen verbundenen Coronazeit „der echte menschliche Kontakt gut“. Er helfe dabei, „Vereinsamung wieder aufzubrechen“. Zu dem alle zwei Wochen stattfindendem Treff kämen zwischen vier und elf Teilnehmerinnen: ältere einsame Frauen, aber auch jüngere, „die sich gegenseitig bereichern“, so Wintergerst.
Inzwischen fänden auch schon ab und zu Treffen statt, ohne dass Caritas-Mitarbeitende dabei sind. „Ziel ist, dass die Gruppe dauerhaft bleibt.“ Die Gelder der Stiftung für den Frauentreff seien beispielsweise für Bastelmaterialien, Biergarten- und Restaurantbesuche, Frühstück, Vorträge von externen Fachleuten, einen Entspannungskurs und Achtsamkeitstraining verwendet worden. „Im Oktober 22 fand erstmalig auch ein Tagesausflug ins Fränkische Seenland an den Brombachsee statt, welcher für gute Resonanz gesorgt hat“, wird in einem Sachstandsbericht der zuständigen Caritas-Mitarbeitenden informiert. Dem Bericht zufolge sind bisher 1.745 Euro für das Projekt verwendet worden.