Eichstätt. – Es war ein Comeback und eine Premiere: Die Eichstätter Frauentage sind zurück und haben am heutigen Abend nach den Coronaeinschränkungen der letzten Jahre ihre eigene Rückkehr zur Normalität gefeiert. Die Eröffnung war dabei auch eine Art Premiere: Erstmals wurde dabei auch die neue „Schranne“ des umgebauten Eichstätter Rathauses für eine öffentliche Veranstaltung und Ausstellung mit weiblichen Blickwinkeln genutzt – und das im Hinblick auf einen Tag, der hoffentlich in Zukunft „gar nicht mehr gebraucht wird“, wie die Eichstätter Bürgermeisterin Martina Edl zur Eröffnung sagte.
Das aber war wohl nicht wörtlich gemeint, sondern eher die logische Konsequenz aus einer Aussage von EU-Kommissarin Vivian Reding: „Solange wir einen Frauentag feiern müssen, bedeutet das, dass wir keine Gleichberechtigung haben. Das Ziel ist die Gleichberechtigung, damit wir solche Tage nicht mehr brauchen.“ Ansonsten aber sei es eben sehr schön, so Edl, dass es die Eichstätter Frauentage endlich wieder gebe – und zwar eben nicht nur als jene politisch-emanzipatorische Botschaft, sondern eben auch wegen eines bunten und ansprechenden Programms, einem gelingenden „Spagat zwischen politischer Relevanz, Kultur und Kommerz“.
Das Programm habe in der Tat einiges zu bieten, wie ihre Stadtratskollegin Rebecca Böhm kurz zu vor in ihrer Eröffnungsansprache gesagt hatte (hier finden Sie die Details). Gemeinsam mit vielen anderen Institutionen wie ProEichstätt und der Stadt Eichstätt habe das Organisationsteam um Susanne John-Sparaga von der Tourist Information, Dagmar Kusche (u.a. Steuerungsgruppe der Fairtradestadt Eichstätt), Angelika Süss, Mitinitiatorin des Kunstprojekts Stadt.Land.Kunst und Mitglied von „Bahnhof lebt“ sowie Barbara Scharl von ProEichstätt ein interessantes und vielschichtiges Programm zusammengestellt.
Zum Auftakt eröffnete dessen Vorsitzende Gisela Hetzer die Ausstellung „Aus dem Leben von Frauen“ des Eichstätter Fotoclubs, die Frauen in allen Lebenslagen zeigt – von Brautkleid und Babybauch bis zu Frauen, die in vermeintlichen sogenannten „Männerberufen“ wie Feuerwehr oder Rettungsdienst nicht sprichwörtlich „ihren Mann“, sondern eben „ihre Frau stehen“. Anschließend zeigten am Eröffnungsabend junge Powerfrauen aus dem Haus der Jugend auf der offenen „Flinta*Stage“-Bühne verschiedene Facetten und Themen, die junge Powerfrauen beschäftigen (eigener Bericht folgt).
In den sechs Eichstätter Frauentagen werden bis zum offiziellen Weltfrauentag noch viele verschiedene Veranstaltungen mit weiblicher Perspektive stattfinden und auch die Eichstätter Geschäfte hätten sich einiges einfallen lassen – das Ganze mit Feierlaune, „Wir-Gefühl“ und natürlich auch mit den Männern, wie Martina Edl betonte. Den Schlusspunkt bildet der offizielle internationale Frauentag am 8. März. Der erinnere auch alljährlich daran, dass die Gleichberechtigung lange nicht selbstverständlich und eben auch durch viele starke Frauen hart erkämpft worden sei, erinnerte Martina Edl – beispielsweise durch Eleanor Roosevelt, die Frau des damaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, die schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als zum Beispiel das Frauenwahlrecht erkämpft werden musste. Später habe sie als Botschafterin bei den Vereinten Nationen an der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte mit erarbeitet.
Sie sei ebenso Gallonsfigur und Vorbild für viele Frauen, wie etwa die 2020 verstorbene Ruth Bader Ginsburg, die sich in den USA in der Männerwelt der Juristerei durchgeboxt und es bis in den Obersten Gerichtshof der USA geschafft habe, so Rebecca Böhm in ihrer Ansprache. Um all das, aber auch einfach die schönen Seiten des Lebens gehe es bei der neunten Auflage der Eichstätter Frauentage. Die sind seit heute Abend eröffnet – und haben bis zum kommenden Donnerstag noch viel zu bieten – und so gesehen auch ganz unabhängig davon, ob es den internationalen Frauentag brauche oder irgendwann eben nicht mehr.