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Stadtlinie: Neuer Verkehrsunternehmer steht fest

Jägle Bus GmbH hat Ausschreibung für sich entschieden

Eichstätt. – Aus der Stadtlinie wird der Stadtverkehr: Im Zuge der Neuausschreibung der Verkehrsleistungen steht nun der neue Verkehrsunternehmer des Eichstätter Nahverkehrs-Angebotes fest. Die Jägle GmbH hat sich im europaweiten Ausschreibungsprozess durchgesetzt und wird ab Februar 2024, wenn die Busse nach neuem Konzept fahren, für die Abwicklung auf der Straße verantwortlich sein. Den entsprechenden Vertrag unterschrieben Oberbürgermeister Josef Grienberger, Stadtwerke-Geschäftsführerin Silvia Dollinger sowie die Geschäftsführer Georg Jägle und Dominik Zehetbauer von der Firma Jägle GmbH am Montag ganz offiziell.

Der neue Verkehrsunternehmer der Eichstätter Stadtlinie ist auch der alte (von rechts): Stadtwerke-Geschäftsführerin Silvia Dollinger, Jägle-Geschäftsführer Georg Jägle, Oberbürgermeister Josef Grienberger und Jägle-Geschäftsführer Dominik Zehetbauer unterschrieben am Montag offiziell den Vertrag. Foto: Schmidt/Stadt Eichstätt

Wirtschaftlich optimierter, so dauerhaft finanzierbar und nachhaltiger sollte sie werden, die „neue“ Stadtlinie. Gestartet war der Ausschreibungsprozess, den das EU-Recht notwendig gemacht hatte, bereits 2020 noch unter der Leitung von Dollingers Vorgänger Wolfgang Brandl. Doch in der Zwischenzeit hatten so manche Krisen die Berechnungen von 2020 und damit, in Eichstätt wie auch deutschlandweit, die Umsetzbarkeit und damit die Finanzierbarkeit des Projektes einmal auf den Kopf gestellt. Die Konsequenz: Nicht alles, was sich Stadtrat, Stadtlinie und Stadt 2020 gewünscht hatten, ist heute noch finanzierbar. „Das tut politisch weh“, so Oberbürgermeister Josef Grienberger, „und zwar allen Stadtrats-Fraktionen. Aber wir haben vor allem in den vergangenen Wochen und Monaten hart daran gearbeitet, den ÖPNV trotz Einschränkungen weiter in der gewohnten Qualität und Dichte für die Eichstätterinnen und Eichstätter anbieten zu können. Und das ist uns gelungen.“

„Frischekur“ für Fahrpläne und Verzicht auf Bedarfsverkehr

„Die neue Stadtlinie wird besser als die alte“, ist auch Dollinger überzeugt. Konkret bringt das überarbeitete Konzept nun Stadtverkehr und Schülerverkehr zusammen. Damit können alle – egal ob Schüler oder nicht – in jeden Bus im Stadtverkehr einsteigen. Und etwa die Pendler profitieren zum Beispiel von den Verstärkerbussen, die teils morgens im Minuten-Takt fahren werden. Außerdem wird sich mit der „neuen“ Stadtlinie Schritt für Schritt auch die Busflotte ändern, hin zum Beispiel zu Bussen mit mehr Barrierefreiheit, die auch etwa mit Kinderwagen besser nutzbar sind.

Doch auch die Fahrpläne haben eine gründliche Frischekur bekommen. Auf den Hauptlinien wird es zu den Stoßzeiten – morgens, mittags und abends – einen 30-Minuten-Takt geben, neue Ortsteile wie Weinleite West und Blumenberg werden angebunden. Und auch in der Abstimmung mit dem überregionalen Verkehr, also zum Beispiel Bahn oder auch dem Schnellbus nach Ingolstadt, haben die Planer bei den neuen Fahrplänen darauf geachtet, dass Umsteigezeiten besser getaktet sind.

Fünf-Millionen-Defizit bis 2033 eingeplant

Ein „Schmankerl“, wie Dollinger es ausdrückt, ist allerdings den immensen Preissteigerungen der letzten Monate zum Opfer gefallen: Der Bedarfsverkehr in den Abendstunden, bei dem Busse auf Bedarf per App oder Telefon gerufen werden können. „Da hat uns das Ausschreibungsergebnis leider den Zahn gezogen“, räumt sie ein. Denn der jetzige Vertrag mit dem Verkehrsunternehmer ist auf zehn Jahre ausgelegt, da gelte es sorgsam abzuwägen, „was man finanziell durchhält“. Am Ende bezahlen das Defizit, das zuletzt im Stadtrat mit einem Millionenbetrag pro Jahr beziffert worden war und das die Stadtlinie jedes Jahr verursacht, die Stadtwerke und auch die Stadt Eichstätt. Auch mit dem angepassten Konzept wird die Stadt Eichstätt bis 2033 prognostiziert im Gesamten über fünf Millionen Euro Defizit für die Stadtlinie ausgleichen – pro Jahr etwa 100.000 Euro mehr als bisher schon.

Doch ganz ist das Angebot des Bedarfsverkehrs auch in den neuen Fahrplänen nicht verschwunden: Berechnungen ergaben schnell, dass es für einige Linien rentabler ist, gleich den regulären Linienverkehr fahren zu lassen. Das sei auch eine Erkenntnis, die sich bei Verkehrsplaner und –unternehmer und auch Kommunen und Stadtwerken bundesweit derzeit bilde, so Dollinger: Dass Bedarfsverkehre aufgrund ihrer hohen Kosten nicht überall die beste Option sind. Zeitgleich mit der „neuen“ Stadtlinie wird dann auch noch die Angleichung an das Tarifsystem des VGI passieren. „Wir werden uns bei den Fahrpreisen an den anderen Anbietern der Region 10 orientieren müssen“, so Grienberger, sei man bisher doch außerordentlich günstig in den Ticketpreisen gewesen.

Genaue Ticketpreise und auch Fahrpläne könnten die Stadtwerke und die Firma Jägle voraussichtlich Ende des Jahres bekanntgeben, heißt es – dann planen alle gemeinsam auch noch eine ganz besondere „Werbetour“ durch die Stadt.

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