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„Showdown“ im Kreistag: Kooperation mit dem Klinikum und Abstimmung am Montag

Landkreiskliniken und Klinikum Ingolstadt wollen enger zusammenarbeiten

Eichstätt/Ingolstadt. – Inwieweit würde das Klinikum Ingolstadt bereit sein, in Zukunft mit den Kliniken im Naturpark zusammenzuarbeiten – mit entsprechenden Folgen für deren Neuausrichtung? Diese Frage kann man nun ein Stück weit beantworten: Im Rahmen der Neuausrichtung der Kliniken in Eichstätt und Kösching haben die Kreiskliniken und das Klinikum auf Initiative des Eichstätter Landrats Alexander Anetsberger nun eine enge Zusammenarbeit für die Zukunft vereinbart. Dazu unterzeichneten Anetsberger und der Ingolstädter Oberbürgermeister Christian Scharpf gemeinsam mit der Geschäftsführung des Klinikums und dem Vorstand der Landkreiskliniken eine umfangreiche Absichtserklärung. In deren Mittelpunkt steht insbesondere die Notfallversorgung und eine potenzielle Zusammenarbeit mit dem geplanten Gesundheitszentrum in Kösching – eine wichtige Botschaft mit Blick auf den kommenden Montag. Denn da soll im Kreistag eine Entscheidung in der Standortfrage der Kliniken im Naturpark Altmühtal fallen.

Eine umfangreiche Absichtserklärung für eine enge Zusammenarbeit unterzeichneten (v.l.n.r): Marco Fürsich, Vorstand der Kliniken im Naturpark Altmühltal, der Eichstätter Landrat Alexander Anetsberger, der Ingolstädter Oberbürgermeister Christian Scharpf und der Geschäftsführer und Ärztliche Direktor des Klinikums Ingolstadt Andreas Tiete. Foto: Rössle/Stadt Ingolstadt

Die Entscheidung naht: Am kommenden Montag wird der Kreistag vermutlich entscheiden, wie es mit den Kliniken im Naturpark Altmühltal und ihrer Agenda 2030 weitergeht. Eine Beschlussvorlage dafür gibt es bereits seit vergangenem Donnerstag, als der Verwaltungsrat der Kliniken getagt und wie schon der Kreistag gut eine Woche zuvor um die beste Lösung gerungen hat. Dafür ist auch die Kooperation mit dem Klinikum Ingolstadt als dem nächstgelegenen Schwerpunkt von entscheidender Bedeutung. Das wurde nicht zuletzt bei der jüngsten öffentlichen Kreistagssitzung deutlich, als die Expertinnen des Beratungsunternehmens EY den Kreisräten in aller Deutlichkeit die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit mit dem Klinikum empfohlen hatten und in diesem Zusammenhang auch eine Entscheidung für Eichstätt als Akutstandort und Kösching als gestärktem Gesundheitszentrum mit Fachklinik und stationären Strukturen in Kooperation mit dem Klinikum nahegelegt hatten.

So wird es am Montag aller Voraussicht auch kommen, wenn es keine große Überraschung mehr gibt – denn so sieht es auch die Beschlussvorlage für die Kreistagssitzung aus der Verwaltungsratssitzung der Kliniken im Naturpark Altmühltal vor. Darin empfiehlt das Gremium dem Kreitstag, Landrat Anetsberger und den Verwaltungsrat der Kliniken damit zu beauftragen, „die Klinik Eichstätt dauerhaft als Krankenhaus der Versorgungsstufe I (Grundversorgung/Akutkrankenhaus) zu betreiben“ und „die Einrichtung und den Betrieb eines Gesundheitszentrums in Eichstätt in die Wege zu leiten“ – also vermutlich auch ein MVZ, mit dem aber Lücken geschlossen und nicht den niedergelassenen Ärzten Konkurrenz gemacht werden solle, wie Anetsberger jüngst im Kreistag betont hatte. Auch die psychiatrische Tagesklinik könnte mit einem solchen Zentrum verbunden werden. Auch sie soll in Kooperation mit dem Klinikum betrieben werden.

Favorit Eichstätt? Zahlreiche Experten und auch der Verwaltungsrat der Kliniken sehen deutliche Vorteile im Standort Eichstätt als Akutstandort und einer Fachklinik mit Gesundheitszentrum in Kösching. Aber es gibt auch Anträge für Kösching als Akutstandort. Am Montag könnte diese wichtige Weichenstellung entschieden werden.

Klinikum könnte Versorgung der Köschinger Notfallpatienten übernehmen

Der Standort in Kösching soll aber ebenfalls erhalten bleiben und zu einem weit größeren Gesundheitszentrum in Verbindung mit einer Fachklinik ausgebaut werden, als dem in Eichstätt vorgesehenen – und zwar in Kooperation mit dem Klinikum Ingolstadt. So sieht es auch die nun geschlossene Absichtserklärung zur geplanten Kooperation vor: „Zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit im gesamten Landkreis auch im Falle der langfristig geplanten Umwandlung der Klinik Kösching in eine Fachklinik und ein Gesundheitszentrum“ erklärt sich das Klinikum Ingolstadt darin bereit, „die bauliche Erweiterung seiner Notaufnahme zu untersuchen“, heißt es. Ziel sei es, dass die Notaufnahme des Klinikums auch künftig und in noch größerem Umfang als bislang Notfallpatienten aus dem Landkreis Eichstätt behandeln könne. Landrat Anetsberger sei zuversichtlich, dass es zu dieser Kapazitätserweiterung im Rahmen der Generalsanierung oder eines Teilersatzneubaus des Klinikums kommen könne, wie das Landratsamt mitteilt.

Zur langfristigen Sicherung und Stärkung des Klinikstandorts Kösching werde das Klinikum mit den Landkreiskliniken zudem prüfen, ob es im Zuge der in Ingolstadt laufenden Generalsanierung zu Auslagerungen von Behandlungen kommen könne. Anetsberger unterbreitete dem Klinikum das Angebot, vorhandene Kapazitäten in Kösching für diese Zeit zu nutzen. Eine Zusammenarbeit zwischen dem Ingolstädter Schwerpunktversorger und den Landkreiskliniken soll es in Abhängigkeit von vorhandenen Möglichkeiten auch bei der Aus- und Weiterbildung von Pflegekräften und Ärzten geben.

Krankenhausstrukturgutachten für Gesundheitsregion und mögliche Fusion

Landkreis und Klinikum bekräftigen in ihrer gemeinsamen Erklärung außerdem erneut ihre Absicht, ein umfassendes Krankenhausstrukturgutachten für die Region Ingolstadt zeitnah erstellen zu lassen. Die dafür notwendigen Beschlüsse wurden in den zuständigen Gremien bereits gefasst. Ziel ist es auch, für eine Kooperation auf Ebene der gesamten Region 10 offen zu bleiben – eine „Gesundheitsregion 10“, wie es im Kreistag in der Vergangenheit bereits geheißen hatte. Das Gutachten soll auch die Zusammenführung der Landkreiskliniken und des Klinikums in ein gemeinsames Unternehmen prüfen, also eine mögliche Fusion der Häuser, die sich in öffentlicher Hand befinden. Auch dadurch ließen sich enorme Synergien nicht nur in der Behandlung der Patienten, sondern vor allem auch in Sachen Kosten realisieren, hatten die EY-Expertinnen in ihrer Analyse im Kreistag gesagt. Daher sei, so Landrat Anetsberger, „auch die Fusion der beiden Krankenhausunternehmen eine Option“.

Showdown im Kreistag: Am kommenden Montag fällt aller Voraussicht nach der Beschluss über den Standort für die Akutversorgung im Landkreis Eichstätt. Fotos: Zengerle

Klare Beschlussvorlage des Verwaltungsrats und erneute Gegenanträge

Das aber wäre ein zweiter Schritt und wohl erst auf der Basis des genannten Krankenhausstrukturgutachtens eine Option. Am kommenden Montag aber wird der Kreistag – so oder so – wichtige Weichen stellen. Wieviele der Kreisräte der Empfehlung der Experten und der Beschlussempfehlung des Verwaltungsrats folgen, ist dabei natürlich nicht sicher. Widerstand und Versuche, die Entscheidung über den geplanten Standort für das Akutkrankenhaus zu verzögern oder umzudrehen, gab es in den letzten Monaten oft genug. Und auch für Montag ist damit zu rechnen: Kreisrätin Eva-Maria Scheringer (FW) hat den Antrag gestellt, die Klinik Kösching mindestens bis zum „endgültigen Ergebnis des Regionalgutachtens“ unverändert weiterzubetreiben.

Dieser Antrag wird in der Beschlussvorlage ebenso „abgelehnt“, wie weitere Versuche, die Entscheidung trotz einer Vielzahl von Argumenten, die deutlich für Eichstätt sprechen – wie die dort angesiedelte Pflegeausbildung, die hier vorgesehene psychiatrische Tagesklinik, erheblich größere Auswirkungen für Notfallpatienten bei einer Schließung des Notfallstandorts in Eichstätt, die bereits fortgeschrittene Generalsanierung in Eichstätt und erheblich größere Gesamtkosten für einen Umbau in Kösching sowie eben erhebliche Vorteile in einer Kooperation mit dem Klinikum – zugunsten von Kösching zu kippen. Einer davon wurde von einer fraktionsübergreifenden Gruppe, bestehend aus Helene Bast (CSU), Andreas Schieferbein (CSU), Dieter Betz (SPD) und Andrea Ernhofer (SPD), gestellt, die alle im Marktgemeinderat Kösching sitzen, gestellt, wie der Eichstätter Kurier bereits vermeldet hat. Zudem soll Theresia Asbach-Beringer (JFW) ihren bereits mehrfach geäußerten Antrag, beide Standorte zu erhalten, erneut vorlegen. Man darf also gespannt sein auf die Diskussionen um die „Agenda 2030“ in der Kreistragssitzung am Montag. Durch die Absichtserklärung zu einer Kooperation mit dem Klinikum Ingolstadt aber ist ein weiterer wichtiger Faktor nun auch in schriftlicher Form festgehalten – und damit letztlich wieder ein wichtiges Argument für den Standort Eichstätt.

 

„Nicht fünf, sondern eins vor zwölf“: EY-Experten geben in Klinikfrage klare Empfehlung

Quelle
Landkreis Eichstätt
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