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160 Tonnen Lebensmittel gerettet: „Klimafasten“ geht auch nach der Fastenzeit weiter

Eichstätter Foodsharing-Gruppe und Professorin Simone Birkel wünschen sich mehr Bewusststein auch außerhalb der Fastenzeit

Eichstätt. – Die Fastenzeit ist fast vorüber. Gut sechs Wochen lang haben viele Menschen die Zeit genutzt, um durch Verzicht und Entbehrung zu sich selbst zu finden – oft nicht nur aus religiösen Gründen: Auch das Klimafasten gewinnt in Eichstätt und der Region immer mehr Anhänger. Stadt und Diözese Eichstätt, Unternehmer und Privatleute und die Foodsharing-Initiative sind zum Beispiel dabei, und an der Universität hat sogar eine eigene Lehrveranstaltung dazu stattgefunden. Dahinter steckt die Idee einer bewussteren Ernährung – und auch dem Retten von Lebensmitteln vor der Mülltonne. Beides ist längst nicht nur in der Fastenzeit aktuell, sondern findet auch im Rest des Jahres immer mehr Anhänger. Die Eichstätter Foodsharing-Gruppe etwa hat seit dem Start vor fünf Jahren nach eigenen Angaben in über 3.300 Einsätzen rund 160 Tonnen Lebensmittel gerettet – in, aber vor allem außerhalb der Fastenzeit.

Bewusster mit Lebensmitteln umgehen – auch außerhalb der Fastenzeit. Das ist das Ziel von Klimafasten und Foodsharing. Fotos: oh

Von Alona Bartenschlager und Stephan Zengerle

Fasten hat traditionell etwas mit Einschränkung und Buße zu tun. Man lässt in den gut sieben Wochen vor Ostern die Finger von Alkohol, Süßigkeiten oder bestimmte Annehmlichkeiten. Auch auf der Homepage des Bistums Eichstätt findet sich im Zusammenhang mit Fasten der Begriff „Verzicht“. Simone Birkel sieht das etwas anders – nämlich unter einem positiven Vorzeichen. „Die Fastenzeit ist die Vorbereitung auf etwas Neues, die Vorbereitung auf das Reich Gottes. Das hat weniger mit Verzicht zu tun“, sagt die Professorin für Religionspädagogik an der Fakultät für Religionspädagogik/Kirchlichen Bildungsarbeit an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Auf einen weiteren Aspekt legt Birkel Wert: Die Verhaltensänderung ist für sie nicht auf einen bestimmten Zeitraum beschränkt, sondern dauerhaft ausgelegt – und damit auch für die Zeit nach der Fastenzeit.

Gewohnheiten hinterfragen

Mit Studenten hat sie im Wintersemester ein „Food-Sharing-Projekt“ durchgeführt: also ein Projekt, bei dem es um das Teilen von überschüssigen Lebensmitteln geht, die sonst weggeworfen würden. Der Dachbegriff dazu lautete – natürlich: Nachhaltigkeit. Die Dozentin wollte darin auf ganz praktische Art den Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung vermitteln. Konkret wurde ein Kühlschrank im Gebäude des Mentorats und der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) aufgestellt. Studenten können Lebensmittel, die sie nicht benötigen, dorthin bringen, und jeder kann kostenlos Produkte nehmen. Das hat zudem noch den indirekten Vorteil, dass weniger Verpackungsmüll entsteht – einfach, weil weniger eingekauft werden muss. Außerdem hat sich Simone Birkel mit ihrem Kurs am Klimafasten des Bistums Eichstätt beteiligt, zu dem etwa das Referat Schöpfung und Klimaschutz sowie der Diözesanrat aufgerufen haben. Ausgangspunkt ist das Food-Sharing-Projekt. Denn auch das ist klimawirksam: Denn auch Erzeugung, Transport, Vertrieb oder Verpackung von Lebensmitteln sind CO2-intensiv. Laut einer Schätzung des WWF würden zehn Prozent aller Treibhausgasemissionen weltweit allein durch das Wegwerfen von Lebensmitteln verursacht.

Essen vor der Mülltonne retten – das ist das Ziel der Foodsharing-Initiative, die auch Professorin Simone Birkel mit ihren Studierenden unterstützt.

„Die Fastenzeit lädt dazu ein, Gewohnheiten zu hinterfragen, achtsam mit uns und unserem Umfeld umzugehen und alltägliche Dinge anders zu machen“, schreibt die Nachhaltigkeitsreferentin der Diözese Eichstätt, Lisa Amon. Das „Klimafasten“ greife diese Tradition auf, um mit kleinen Schritten einen Anfang für mehr Klimagerechtigkeit zu machen. Schwerpunkt war in diesem Jahr das Thema Nahrung. Man habe großes Interesse an dem Infomaterial registriert, heißt es aus dem Nachhaltigkeitsreferat. Wieviele Menschen genau mitgemacht haben, ist nicht registriert.

Einfache, kleine Schritt zum Nutzen von Umwelt und dem Unternehmen

Ein Kühlschrank reicht, meint Oliver Haugg und hat den anderen in seinem Betrieb im Zuge des Klimafastens abgeklemmt.

Mit dabei waren aber auch erneut mehrere Eichstätter Organisationen und Institutionen – von der Stadt Eichstätt selbst bis hin zu Firmen wie etwa Mema Keramik oder Optik Haugg. Oliver Haugg und sein Team etwa haben zum widerholten Mal teilgenommen, um einerseits ein Zeichen zu setzen und andere darauf aufmerksam zu machen. Andererseits lohne sich das nicht nur für die Umwelt, sondern auch für jeden Betrieb: „Klimafasten zahlt sich auch aus, weil wir im Betrieb zu effektiven Einsparungen kommen“, sagt Haugg. Statt zwei Kühlschränken sei es nur noch einer, statt einem Werkstattauftrag auf DINA4-Papier reiche plötzlich die Hälfte an Papier.

Gerade solche kleinen Maßnahmen hätten letztlich am Ende eine große Wirkung, weil sie eben nicht nur in der Fastenzeit, sondern auch auf Dauer leichter durchzuhalten seien und zu immer wieder neuen, weiteren kleinen Verbesserungen führten – eine Art Politik der kleinen Schritte, die aber eine große Wirkung haben könne, wenn sie eben großflächig umgesetzt werde: Wenn jeder Betrieb und jeder Haushalt einige Kilowattstunden im Monat einspare, könne das insgesamt viel bewirken.

75 Kilo weggeworfene Lebensmittel pro Person

Auch Professorin Simone Birkel und die Studentengruppe wollen in diesem Sinne zeigen, was möglich ist, und Tipps erarbeiten. Das erscheint ebenso sinnvoll, wie dringend nötig – nicht erst seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine, der Lebensmittel noch knapper gemacht hat: Wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ausgerechnet hat, entsteht ein Großteil der Lebensmittelabfälle (52% oder 6,1 Millionen Tonnen pro Jahr) in privaten Haushalten. Jeder Verbraucher wirft demnach etwa 75 Kilogramm Lebensmittel pro Jahr weg. Allerdings zählt das Ministerium auch Nuss- und Obstschalen oder Knochen zu solchen Abfällen. Doch auch abzüglich solcher nur schwer bis gar nicht verwertbarer Stoffe bleibt immer noch eine Menge an Lebensmittel, die in der Tonne landen. Der Handel übrigens ist für vier Prozent oder eine halbe Million Tonnen der Lebensmittelabfälle verantwortlich.

Doch auch das lässt sich reduzieren, wie Martin Bauer vom Eichstätter Foodsharing-Projekt, das inzwischen schon seit rund fünf Jahren aktiv ist, weiß: Schon vor rund neun Monaten hatten er und die Gruppe Foodsharing Eichstätt ihren wohl bisher mit Abstand größten und wichtigsten Partner gefunden: Aldi Süd. Schon seit dem Start 2017 hatte man mit dem Eichstätter Wochenmarkt kooperiert, um in Zusammenarbeit mit den dortigen Händlern Gemüse und Obst vor dem Wegwerfen zu bewahren, konnte in den letzten zwei Jahren aber auch schon manchen Einzelhändler für die Reduktion von Lebensmittelverschwendung gewinnen.

In über 3.300 Einsätzen 160 Tonnen Lebensmittel gerettet

In über 3.300 Einsätzen haben Freiwillige dabei bereits 160 Tonnen Lebensmittel gerettet, so die Bilanz der Eichstätter Lebensmittelretter – „ein starkes Zeichen für die Nachhaltigkeit und gegen die Wegwerfgesellschaft“, wie Martin Bauer von der Gruppe erklärt. 140 Aktive seien es inzwischen – „Tendenz steigend“. Mit dabei seien inzwischen die Markstände Meilinger, Biohof Mayer, Demeter-Moierhof, Früchte Riedl vom Eichstätter Wochenmarkt sowie der Eichstätter Unverpackt-Laden sowie Feinkost Kelz und die Bäckerei Margraf. Auch Kindergärten und Schulen seien jetzt mit übriggebliebenen Mittagessen dabei, berichtet Bauer.

Und nun eben auch Aldi Süd: Die erste Kooperation mit einem großen Lebensmitteleinzelhändler im Landkreis sei ein weiterer großer Schritt für die Eichstätter Ortsgruppe, freut sich Martin Bauer. Christopher Blömeke, Regionalverkaufsleiter bei Aldi Süd musste gar nicht erst überzeugt werden und hat seine Filialleiter sofort mit ins Boot geholt, als Mitglieder von Foodsharing auf ihn zugegangen sind und das Konzept vorgestellt haben. Neben der örtlichen Tafel nehmen seit August 2021 nun auch Ehrenamtliche von Foodsharing regelmäßig Lebensmittel in der Aldi-Filiale im Eichstätter Industriegebiet in Empfang, die aufgrund ihrer Beschaffenheit oder einem abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatum nicht mehr verkäuflich, aber dennoch genießbar sind. Auch die Filialen in Eitensheim, Denkendorf und Beilngries sind dabei. Organisiert über eine Online-Plattform kommen die Foodsaver, die sich vorab für ein bestimmtes Datum zur Abholung verpflichtet haben, zur Filiale und holen die aussortierte Ware ab. Man kennt sich bereits, und neue Mitglieder werden zunächst von Erfahrenen begleitet und eingeführt.

Nach der Abholung beginnt dann sofort die Weiterverteilung, um große Mengen auf viele Menschen zu verteilen. Neben dem eigenen Kühlschrank landet das Gerettete so auch bei anderen Foodsavern, Verwandten, Nachbarn, großen Studenten-WGs oder befreundeten Familien. „Manche haben sich da bereits richtige Netzwerke aufgebaut“, so Bauer. Eine Bedürftigkeit spiele dabei übrigens keine Rolle, denn der schnelle Verzehr von verderblichen Lebensmitteln stehe im Vordergrund. Dabei sieht man sich auch nicht in Konkurrenz zur Eichstätter Tafel: Tafeln dürften oftmals keine abgelaufenen Waren annehmen und seien in ihrer Struktur etwas weniger flexibel für kurzfristige Abholung und Verteilung. Nur wenn die Tafel nicht abholen könne oder wolle, werde Foodsharing aktiv – und das eben regelmäßig und nicht nur in der Fastenzeit.

Verschwendung: Zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel werden in Deutschland nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums jedes Jahr weggeworfen. Grafik: BMEL

Bewussterer Umgang mit Ressourcen

Deshalb versteht auch Wissenschaftlerin Simone Birkel Klimafasten nicht als zeitlich begrenzte Aktion. Es ziele vielmehr darauf ab, grundsätzlich im Leben ökologischer unterwegs zu sein, mit Ressourcen, vor allem mit Lebensmitteln, sorgfältiger umzugehen. Sie begreift die Fastenzeit als eine Zeit der Neuausrichtung, des Ausprobierens, um der Botschaft Jesu nach einem neuen gelingenden Leben folgen zu können. „Es geht um die Gerechtigkeit, dass alle satt sind, dass alle partizipieren können, um ein gewaltfreies, solidarisches Leben“, erklärt sie. „Wir überlegen uns, wie herkömmliche Denkmuster durchbrochen werden können.“ Gezielt geht es darum, Lebensmittel vor dem Wegwerfen zu retten – nicht nur mit theoretischen Überlegungen, sondern in ganz konkretem Sinn. Schließlich ist Birkels Lehrstuhl im Fachhochschul-Bereich angesiedelt, und da geht es auch direkt um die Vermittlung praktisch anwendbaren Wissens.

Wo sind Waren, die zu retten sind und wie kann man das im Sinne nachhaltiger Bildung umsetzen? Hier verweist die Professorin auf das Projekt der Studentengruppe. Sie schlägt vor, die Zahl der Kühlschränke auszuweiten und auf mehr öffentlich zugängliche Räumlichkeiten auszuweiten – etwa in den Gemeinden Kühlschränke aufzustellen, in denen der Öffentlichkeit Lebensmittel angeboten werden. Der Kühlschrank in der KHG ist nur für Studenten gedacht. In den Kommunen des Landkreises Eichstätt dagegen gebe es so etwas aber noch nicht. Aber auch hier ist man durch eine Anfrage der Foodsharing-Gruppe an der Universität bei der Premiere der Jugendbürgerversammlung letzte Woche inzwischen darauf aufmerksam geworden: Oberbürgermeister Josef Grienberger zeigte sich dabei sehr aufgeschlossen und hatte gleich ein paar Ideen für mögliche Standorte weiterer Food-Sharing-Kühlschränke.

„Füllt eure Tiefkühltruhen, macht Brotchips oder Semmelbrösel! Es wäre schade drum!“

Und jeder kann mitmachen. Das Prinzip des Foodsharings ist auch für Privatleute denkbar einfach: Jeder durchforstet seinen Vorrats- oder Kühlschrank und gibt ab, was er nicht benötigt und was andernfalls im Müll landen würde. Jeder kann aber umgekehrt auch kommen und sich bedienen. Wichtig ist vielmehr, dass die Lebensmittel eben vor der Mülltonne gerettet werden – so die Idee. Es gibt eine Homepage, auf der aufgelistet ist, was gerade im Angebot ist. Das sieht dann so aus: „Es gibt noch Backwaren (Rosinenbrötchen, Körnerbrötchen, Baguette, geschnittene Brote…), Milchreis und ein paar MaggiFix-Tütchen. Kommt gerne abholen. Füllt eure Tiefkühltruhen, macht Brotchips oder Semmelbrösel! Es wäre schade drum!“ Oder: „Ich habe eben viele frische Brote und Brötchen in den Fairteiler gelegt.“ Professor Birkel könnte sich vorstellen, dass so etwas Schule macht und derartige Kühlschränke zum Beispiel in hiesigen Pfarrheimen installiert werden. Als Vorbild könnte etwa Freiberg am Neckar dienen. Der Kühlschrank steht am Eingang der katholischen Kirche St. Maria und wird betreut durch die Kirchengemeinde.

Sie hat auch ganz einfache praktische Ratschläge für den privaten Haushalt: „Wenn noch überreife Bananen mit schwarzen Flecken da sind, mache ich halt einen Bananenkuchen und keinen Apfelkuchen, für den ich extra noch Äpfel einkaufen müsste.“ Mit anderen Worten: Jeder sollte in seinen Vorratskammern kramen und schauen, was man selbst verwenden kann und was man der Allgemeinheit zur Verfügung stellen könnte. Auch die wachsende Eichstätter Foodsharing-Gruppe macht genau das: Lebensmittel vor dem Verrotten bewahren und stattdessen der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Sie holt auch außerhalb der Fastenzeit regelmäßig Lebensmittel ab. Die Menge könne stark variieren, berichten die Foodsaver: von einem Kilogramm im Einzelhandel bis 30 Kilogramm im Supermarkt. Obst, Gemüse, Eier, Molkereiprodukte, Wurstwaren, Süßigkeiten – quer durch das Sortiment also.

Gerettete Lebensmittel: Die Fotos zeigen Beispiele von abgeholten Lebensmittelpaketen er Eichstätter Foodsharing-Gruppe.

Zwölf Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle in Deutschland

Die Zusammenarbeit mit Aldi habe sich nach inzwischen acht Monaten eingespielt und vollauf bewährt. Auch Regionalverkaufsleiter Blömeke und seine Mitarbeiter zeigen sich in einer Zwischenbilanz zufrieden mit der Zusammenarbeit: Man wolle sowohl im beruflichen, als auch im privaten Kreis weiter Werbung für die Zusammenarbeit mit Foodsharing. „Vielleicht kann dies auch andere Verantwortliche im Handel dazu bewegen, sich Gedanken, um die Reduktion der Lebensmittelverschwendung zu machen“, hofft man unter den Eichstätter Lebensmittelrettern. Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft entstehen von Produktion bis zum Haushalt jährlich zwölf Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle in Deutschland – ein vermeidbares Unding in Zeiten, in denen über weltweite, durch den Ukrainekrieg verschärfte Hungersnöte gesprochen wird.

Und so wollen sie noch mehr Menschen in der Region mit ihrer Idee anstecken – entweder, in dem man selbst seine privaten Lebensmittel vor dem Verrotten rettet oder eben auch, in dem man sich aktiv engagiert: Neben dem Abholen, Verteilen und Verwerten von Lebensmitteln gehört dazu natürlich auch die organisatorische Arbeit und die Aufklärung der Mitmenschen wie auch im eigenen Haushalt Verschwendung vermieden werden kann. Wer mithelfen wolle, könne sich auf www.foodsharing.de informieren oder eine E-Mail an orgateam.eichstaett@foodsharing.network schreiben. Die Eichstätter Aktiven treffen sich jeden ersten Dienstag im Monat zu Infoveranstaltung, bei der Interessierte immer herzlich willkommen sind.

Umdenken auch bei Supermärkten

Simone Birkel macht sich auch Gedanken über das „Containern“, also das Herausfischen von noch verwendbaren Waren aus den Containern von Lebensmittelhändlern. „Rechtlich ist das verboten“, sagt sie. Der Jesuitenpater Jörg Alt und andere würden aber durch öffentliches Containern auf die Problematik hinweisen und darauf hinarbeiten, solche Aktionen rechtlich möglich zu machen. „Grundsätzlich wäre das der richtige Weg“, findet die Theologin und Religionspädagogin. Das aber sei die Aufgabe der Politik. Momentan stehe das Recht am Eigentum – auch wenn dieses Eigentum zur Vernichtung bestimmt ist – im Vordergrund. Andererseits: „Als Theologin sehe ich die Verteilung von Lebensmitteln positiv.“ Manche Supermärkte schwenkten auch schon um: Unter dem Motto „Zu gut für die Tonne“, werden bestimmte Waren verbilligt abgegeben – so wie Aldi eben nun mit den Foodsharern zusammenarbeitet. Jeder könne etwas tun, findet Simone Birkel: „Für’s eigene Leben, individuell oder für die Gemeinschaft.“ Sie bemerkt ein Umdenken, gerade bei der Jugend: „Da ist das richtige Verhalten oft eine Frage der Ehre.“

Über Foodsharing

Foodsharing ist eine 2012 entstandene Initiative, die sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und ein nachhaltiges Ernährungssystem einsetzt. Dabei steht das Ziel, die Verschwendung von Lebensmitteln zu beenden, an erster Stelle. Allein in Deutschland sei diese ein großes Problem: Über ein Drittel aller produzierten Lebensmittel landeten in der Tonne. Laut einer Schätzung des WWF würden zehn Prozent aller Treibhausgasemissionen weltweit allein durch das Wegwerfen von Lebensmitteln verursacht.

Foodsharing hat sich vorgenommen, für das Thema zu sensibilisieren, und rettet nach eigenen Angaben selbst täglich tonnenweise Lebensmittel vor der Vernichtung. Über 450.000 registrierte Nutzer und mehr als 100.000 Freiwillige, sogenannte Foodsaver, machen die Initiative mittlerweile zu einer internationalen Bewegung. Es kooperieren über 11.000 Betriebe, bei denen nach Angaben von Foodsharing bisher schon 65 Millionen Kilogramm Lebensmittel vor der Verschwendung bewahrt worden sind. Täglich finden etwa 5.000 weitere Abholungen statt.

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