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Magischer Ort, verdienter Ehrenbürger: Stadt Eichstätt zeichnet beim Sommerempfang verdiente Bürger aus

Günter Viohl neuer Ehrenbürger – Mittendrin, Angelika Süss mit Kulturpreis ausgezeichnet, Ehrenamtspreis für Wolfgang Rixner

Eichstätt. – Es war in vielerlei Hinsicht ein besonderer Abend: Erstmals hat die Stadt Eichstätt am Ende Juli einen Sommerempfang ausgerichtet, den dazu auch noch im Hofgarten, und dann auch noch mit gleich mit mehreren Ehrungen auf einmal – all das, weil wegen Corona die Neujahrsempfänge der letzten Jahre ausgefallen waren. Die Atmosphäre im sommerlich-lichtdurchfluteten Hofgarten war dabei so angenehm, dass das Ganze vielleicht zu einer festen Einrichtung werden könnte.

Herrliches Sommerwetter und ein würdiger Rahmen im Hofgarten begleiteten den ersten Sommerempfang der Stadt Eichstätt und die Ehrungen. Foto: Zengerle

Er hat es sich so sehr verdient wie kaum ein anderer – da waren sich wohl alle Anwesenden einig: gemeint ist Günter Viohl, der seit dem 24. Juli offiziell auch der 24. Eichstätter Ehrenbürger ist. Für ihn selbst dagegen hätten es andere mehr verdient – er habe nur seine Pflicht getan, sagte er in aller Bescheidenheit und bedankte sich auf Deutsch und auch auf Italienisch bei der anwesenden Delegation aus der Eichstätter Partnerstadt Bolca/Vestenanova. Deren Bürgermeister Stefano Bresa bezeichnete Viohl in seiner Ansprache nicht nur als höflichen, gebildeten und als „uomo di buon cuore“, als „Menschen guten Herzens“ – und davon brauche es mehr in diesen Zeiten.

Theologe Ludwig Mödl, Prälat und langjähriger Regens des Eichstätter Priesterseminars, zu dem die naturwissenschaftlichen Sammlungen gehörten, die den Grundstock für das Jura-Museum ausmachten und bis heute ausmachen. Viohl war 1967 die Leitung der Sammlungen übertragen, und Viohl beschränkte sich längst nicht nur darauf, die Sammlung professionell zu betreuen – er war sehr rührig. Detailiert schilderte Mödl, wie Viohl gemeinsam mit dem Eichstätter Professor Franz Xaver Mayr das Jura-Museum auf der Willibaldsburg maßgeblich mit auf den Weg brachte, das 1976 eröffnete. Wie er in Netzwerk rund um den Archaeopteryx und die paläontologischen Stücke aufbaute, eine Partnerschaft mit dem Senckenberg-Museum in Frankfurt.

„Uomo di buon curoe“ und 24. Eichstätter Ehrenbürger: OB Grienberger übergibt Günter Viohl die Ehrenbürgerurkunde. Foto: Zengerle

Die wissenschaftlichen Funde, die es auch in Bolca in ähnlicher Form gibt, führten Viohl auch nach Bolca in Italien, und so enstanden vor rund 50 Jahren die ersten Kontakte, die später zur Städtepartnerschaft zwischen Eichstätt und Bolca führten, die Viohl maßgeblich prägte und aurechterhalten hat – bis hin zur Gründung des Freundeskreises Bolca-Eichstätt e.V. sowie der Gründung der Freunde des Jura-Museums e.V. In beiden Vereinen habe sich Viohl maßgeblich engagiert und sich nicht nur dafür den Preis redlich verdient.

Viohl selbst zeigte sich in seiner Ansprache als Brückenbauer: Er sprach sich in seiner Ansprache nicht nur für eine Verbindung aus Wissenschaft und Theologie aus, sondern auch für einen neuen Umgang mit Natur und Schöpfung im Kampf gegen den Klimawandel. Unser heutiger Lebensstil und seine zerstörerische und egoistische Gier müsse aufhören. Es brauche eine neue Haltung wie im Sonnengesang des Franz von Assisi, den auch der Papst in seiner Enzyklika „Laudato si“ aufgeriffen habe, so sein flammender Apell. Und natürlich für Frieden und Völkerverständigung – so wie Viohl sich einst auch für deutsche Verbrechen im Zweiten Weltkrieg in der italienischen Partnerschaft entschuldigt hatte.

Den Kulturpreis 2022 erhielt Angelika Süss Mitte) von der Dritten Bürgermeisterin Martina Edl und OB Grienberger überreicht. Foto: Stadt Eichstätt

Man wolle „Respekt zollen für jede Minute, in der Sie dafür gesorgt haben, dass unsere Gesellschaft zusammenhält – im Kleinen wie im Großen“, hatte OB Grienberger gesagt und damit nicht nur Viohl gemeint, sondern auch die Kulturpreisträger des Kulturvereins Mittendrin sowie die engagierte Lehrerin und Kunstförderin Angelika Süss. Süss hatte unter anderem zuletzt in der Coronazeit die Kunstaktion „Stadt.Land.Kunst“ mitorganisiert. Vor allem habe sie sich auch als Lehrerin weit über das normale Maß hinaus engagiert und in rund 40 Jahren generationen von Schülern Kunst nahegebracht – und sie sorge heute noch für ein Lächeln, wenn ihre ehamligen Schüler über sie sprächen, so die Dritte Bürgermeisterin Martina Edl in ihrer Laudatio für die Kulturpreisträgerin 2022. Kultur sei wichtig und nötig, so Süss.

Und sie sei Teamwork – so wie bei den Kulturpreisträgern von 2020, die erst jetzt ihren Preis auch überreicht bekamen: Der Kulturverein Mittendrin habe in zehn Jahren viel Großartiges in Sachen Kultur geleistet, so die Zweite Bürgermeisterin Elisabeth Gabler-Hofrichter als Laudatorin. Über 100 Freiwillige hätten selbst im Pandemiejahr 2021 das beliebte „Mittendrin“-Musikfest ausgerichtet. Auch am 14. Juli 2023 soll die bereits siebte Auflage der Volksmusik stattfinden wird.

Kulturpreisträger 2020: der Kulturverein Mittendrin. Foto: Zengerle

Ganz besonderes ehrenamtliches Engagement über Jahrzehnte habe Wolfang Rixner erbracht – und sich damit den Ehrenamtspreis mehr als verdeient, so OB Grienberger. Rixner hatte sich in verschiedenen Funktionen in rund 50 Jahren bei der Königlich priviligierten Feuerschützengesellschaft Eichstätt engagiert, unter anderem in der Jugendarbeit und seit über 31 Jahren als sportlicher Leiter.

en Kulturverein Mittendrin (Preisträger 2020) und Angelika Süss (für 2022) überreicht. Den Ehrenamtspreis bekam Wolfgang Rixner von der Königlich priviligierten Feuerschützengesellschaft Eichstätt. Auch einige Schülerinnen und Schüler, die herausragende Leistungen bei „Jugend musiziert“ und „Jugend forscht“ gezeigt hatte, wurden ausgezeichnet. Für ihn und seine Frau, bei der er sich sehr bedankte, sei es eine lange Zeit, in den Maßstäben seines Vereins, der 625 Jahre alt sei, aber nur eine kleine Episode seiner langen Geschichte, so Rixner.

Geehrt wurden zudem engagierte Schüler für besondere Leistungen: Eine Gruppe von Schülern der Relschule Rebdorf, die selbst virtuelle Realitäten gestaltet und mitprogrammiert hatten, in denen sich andere Schüler informieren konnten – und dafür einen MINT-Förderpreis erhalten hatten. Und auch für die sprachgewandte Schülerin Charlotte Mathieu vom Gabrieli-Gymnasium gab es den zweiten Preis beim Bundeswettbewerb in Englisch – und nun zudem eine Auszeichnung für besondere Leistungen beim Sommerfest der Stadt Eichstätt, das von der Eichstätter Stadtkapelle musikalisch umrahmt wurde.

„Eichstätt lebt und atmet bürgerschaftliches Engagement“, so OB Grienberger in seiner Ansprache. „Ehrenamt ist Teil der Eichstätter DNA.“ Der Einsatz von Männern und Frauen wie Viohl, Süss, den Mitgliedern des Kulturvereins Mittendrin und der fleißigen Schüler sei unersetzlich für das Miteinander – zumindest aber die städtischen Auszeichnungen wert.

 

„Stadt.Land.Kunst“ feiert Premiere

Virtuelle Realitäten im Corona-Lockdown: Knabenrealschule Rebdorf erhält MINT21-Preis

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