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„Preisdeckel würde Nachfrage stimulieren“: KU-Ökonom für zielgerichtete Finanzhilfen

KU-Professor Alexander Danzer hält allgemeinen Preisdeckel für teils kontraproduktiv

Ingolstadt. – „Die gestiegenen Preise für Energie sind ein Knappheitssignal – es war absehbar, dass das Heizen zukünftig teurer wird, nachdem wir von den fossilen Energien wegmüssen. Der Unterschied ist nur, dass die Preissteigerungen jetzt über Nacht kamen – es war keine Zeit, sich vorzubereiten“, betont KU-Professor Alexander Danzer – eine Energiewende im Zeitraffer quasi. Danzer ist Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Mikroökonomie an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät (WFI) der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) und hat im Blick, wie sich die aktuellen Entwicklungen auf die Haushalte auswirken.

Für gezieltere Hilfen: KU-Ökonom Alexander Danzer würde gezieltere finanziellere Hilfen begrüßen, glaubt aber, dass die Energiewende im Zeitraffer verkraftbar ist. Foto: upd

Gerade weil der Preis ein Knappheitssignal darstellt, hält er es für kontraproduktiv, auf einen allgemeinen Preisdeckel zu setzen. „Ich kann zwar von sozialpolitischer Seite verstehen, dass man diesen Schritt geht. Aber das ist nicht zielgenau.“ So würden Konsumenten, die sowieso zahlungsbereit sind, nicht mehr versuchen, weniger zu heizen – „stattdessen stimuliert ein Preisdeckel die Nachfrage, das ist ein politisches Paradoxon“. Den einkommensschwächeren Haushalten sei damit aber nicht geholfen. Sie bräuchten monetäre Hilfe. „Aber wir haben in Deutschland zu wenige Informationen darüber, wer Unterstützung braucht. Wir arbeiten mit dem Gießkannenprinzip, weil wir zu wenig wissen.“ Deswegen hofft Danzer auf einen Digitalisierungsschub, der ein Überblicks-Register mit sich ziehen könnte. Es sei nun zu kurzfristig, ein solches Register zu erstellen. „Aber ich hoffe, wir sind für die nächste Krise besser vorbereitet.“

Durch gesteigerte Energiepreise hätten Konsumenten weniger Geld für den Lebensmitteleinkauf zur Verfügung, so der Ökonom. Deswegen sei beispielsweise ein Kundenrückgang bei Bio- und Naturmärkten zu beobachten. „Stattdessen wenden sie sich hin zu den Eigenbiomarken der Discounter. Doch diese Bio-Label haben oft einen niedrigeren Standard – das sind schwächere Zertifikate. Aber für den Einzelnen ist es natürlich viel zu kompliziert, um zwischen bio und bio zu unterscheiden.“ Zudem sei es derzeit irreführend, sich auf den Gewohnheitswert zu verlassen, dass die Produkte im Discounter grundsätzlich günstiger seien als im Biomarkt.

Im Bereich der konventionell hergestellten Produkte stellt Danzer eine durchschnittlich stärkere Preissteigerung fest: „Da sind wir bei acht Prozent im ersten Halbjahr 2022 – bei Bio-Produkten sind es fünf.“ Als Gründe dafür führt er den teurer gewordenen Dünger an, der in der konventionellen Landwirtschaft zum Einsatz kommt. „Zudem haben wir im Bio-Bereich teils längerfristige Verträge und bei den Preisen weniger Luft nach oben.“

Quelle
upd
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