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Gerade an Weihnachten: „Teilen Sie Ihre Not und Ihr Leid mit uns“

Krisendienst Psychiatrie Oberbayern an Feiertagen rund um die Uhr erreichbar – mobile Einsatzteams in Rufbereitschaft

Eichstätt. – Hoffnung, Zuversicht, ein frohes und stimmungsvolles Warten auf Weihnachten, das wir alle festlich und besinnlich begehen. Mehr denn je ist das eine große Herausforderung: Denn Ukraine-Krieg, Energiekrise, steigende Preise und die emotionalen Folgen der Pandemie schlagen vielen aufs Gemüt. Menschen, die an den Feiertagen in eine seelische Notlage geraten, unterstützt der Krisendienst Psychiatrie Oberbayern. Die Leitstelle ist unter der erst im Frühjahr 2021 neu vorgestellten, zentralen Telefonnummer 0800/655 3000 rund um die Uhr erreichbar. Auch die mobilen Einsatzteams sind „24/7“ immer in Rufbereitschaft.

Das „Fest der Liebe“ wird für viele Menschen traditionell auch zur großen Krise. Gerade an Weihnachten fühlen sich viele Menschen alleine und mit unlösbaren Problemen konfrontiert. Dann bietet der Krisendienst Hilfe. Foto: oh

„Ängste, Einsamkeit, seelische und körperliche gesundheitliche Folgen sowie persönliche Verluste sind zurzeit allgegenwärtig“, weiß Petra Brandmaier, ärztliche Leiterin der Krisendienst-Leitstelle. Krisenhafte Zuspitzungen und das Gefühl, es nicht mehr schaffen zu können, seien „gut nachvollziehbar“. Brandmaier appelliert deshalb an alle Menschen, die in eine Krise geraten: „Rufen Sie uns an, teilen Sie Ihre Not und Ihr Leid mit uns – gemeinsam mit Ihnen suchen wir nach Wegen aus der aktuell krisenhaften Situation.“ Denn: „Wer Hilfe annimmt, zeigt Stärke und Selbstfürsorge. Das ist der erste Schritt, um die Krise zu bewältigen.“

Der Krisendienst Psychiatrie Oberbayern steht Menschen in seelischen Notlagen an den Feiertagen rund um die Uhr zur Seite. Ein offenes Ohr haben die Mitarbeitenden auch für Angehörige und Personen aus dem sozialen Umfeld belasteter Menschen. Die Statistik des Krisendienstes zeigt, dass an Weihnachten und zwischen den Jahren seelische Krisen verstärkt auftreten können. Im Dezember 2021 hatte die Leitstelle 2.588Telefonkontakte – einer der höchsten Werte im Jahresverlauf. Die Anrufenden benötigten meist aufgrund familiärer Konflikte, von Einsamkeit, Ängsten und Erschöpfung Unterstützung.

Hilfe in seelischer Not: Erst im Frühjahr 2021 haben Landkreis, Bezirk und die beteiligten Institutionen die Ausweitung des Krisendienstes Psychiatrie Oberbayern und die Einrichtung einer neuen, zentralen Telefonnummer vorgestellt (Eichstätter Journal berichtete in der Ausgabe 02/21). Die dürfte auch in diesem Jahr an Weihnachten wieder besonders gefragt sein. Vordere Reihe von links: Landrat Alexander Anetsberger, Bezirkstagspräsident Josef Mederer; mittlere Reihe: Oliver Etges, Polizeipräsidium Oberbayern-Nord, Alexandra Gorges, Teamleitung für mobile Einsatzteams in der Region 10, Petra Brandmeier, stellvertretende ärztiche Leiterin der Leitstelle; hintere Reihe: Martin Guth, Gebietskoordinator für den Krisendienst, Frank Mronga, Leiter Sozialpsychiatrischer Dienst Eichstätt, Reinhard Eichiner, Bezirksrat. Foto: Zengerle

Oft entlastet bereits das sortierende Gespräch am Telefon. Wenn dieses nicht ausreicht, kann der Krisendienst weiterführende Hilfen anbieten. In akuten Notfällen führen mobile Einsatzteams Hausbesuche durch, um die Betroffenen zu stabilisieren. Mobile Einsatzkräfte gibt es in allen oberbayerischen Landkreisen. Sie sind täglich – auch an den Feiertagen – rund um die Uhr in Rufbereitschaft.

Martin Guth ist als Krisendienst-Gebietskoordinator in Ingolstadt sowie den Landkreisen Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen für die mobilen Einsatzteams zuständig. Er erklärt: „Zukunftssorgen wie auch alltägliche Belastungen können sich in jedem Alter so verschärfen, dass eine telefonische Beratung oder Krisenintervention nicht zum gewünschten Erfolg führt. Für diese Fälle sind – gerade auch über die Feiertage und den Jahreswechsel – die mobilen Krisendienst-Einsatzteams in Rufbereitschaft. Unsere Mitarbeitenden stehen Menschen in seelischen Notlagen zur Seite, sie nehmen Sorgen und Ängste ernst und vermitteln in passende Hilfs- oder Beratungsangebote.” Guth sagte: „Wir wollen Halt geben und helfen, gemeinsam gute Wege aus der Krise zu finden.“

Daten und Fakten:

Der Bezirk Oberbayern finanziert den Krisendienst Psychiatrie mit rund 16,3 Millionen Euro pro Jahr; dazu steuert der Freistaat Bayern für die Kosten der Leitstelle rund 3,1 Millionen Euro bei. 2022 hatte die Leitstelle bisher rund 30.000 Telefonkontakte. Die Einsatzteams führten rund 2.000 persönliche Kriseninterventionen durch.

Konkrete Tipps, um Krisen vorzubeugen:

  • Bewegen Sie sich und gehen Sie an die frische Luft. Am besten mindestens 30 Minuten spazieren gehen, fest integriert in den Tagesablauf.
  • Tun Sie sich selbst etwas Gutes: z. B. ein gutes Essen oder ein entspannendes Bad. Das hilft oft auf andere Gedanken zu kommen.
  • Treffen Sie sich mit Freundinnen und Freunden sowie mit Angehörigen oder telefonieren Sie regelmäßig mit diesen. Reden tut der Seele gut.
  • Besprechen Sie auch Themen jenseits von Ukraine oder Energiekrise und legen Sie eine Nachrichtenpause ein.
  • Und wenn es Probleme gibt: Trauen Sie sich offen darüber zu reden, vertrauen Sie sich Ihren Freunden und Ihrer Familien an.
  • Sollte es mit eigenen Mitteln nicht mehr gehen: Nehmen Sie bitte frühzeitig Kontakt zu fachkundigen Hilfeangeboten wie dem Krisendienst Psychiatrie auf.
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