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„Rockabilly reloaded“: FGE feiert mit Elvis

„Endlich wieder Fasching“ beim Eröffnungsball der Eichstätter Faschingsgesellschaft

Eichstätt. – Lange genug hat’s gedauert – und dann gleich ein „Kaltstart“ mit größtenteils neu formierter Garde. Vor dem Eröffnungsball war bei der Faschingsgesellschaft Eichstätt (FGE) durchaus ein wenig Anspannung zu spüren. Am Ende aber durfte bei einem launigen Eröffnungsball im voll besetzten Festsaal und Foyer des Alten Stadttheaters Eichstätt am Samstagabend bis in die Morgenstunden ausgelassen gefeiert werden. Der Start in den ersten Fasching nach drei Jahren Zwangspause ist geglückt – und die Freude darüber war spürbar: Denn damit ist auch ein Übergang geschafft in eine neue FGE-Generation.

„Jump“ gehörte zwar nicht zum Liedrepertoire der FGE-Jukebox. „Freudensprünge“ gehörten aber dennoch zum „Rockabilly reloaded“-Showprogramm. Fotos: Zengerle

Viele neue Gesichter gab es zu sehen auf der Bühne und im Showprogramm der FGE: Noch im Sommer waren bei der Eichstätter Garde gerade einmal eine Handvoll verbliebene Tänzerinnen und Tänzer übrig gewesen. Doch nun, rund ein halbes Jahr und ein Volksfest mit intensiven „Personalverhandlungen“ später, darf man sich in den Reihen der Eichstätter Vorzeigetänzer und Tollitäten über einen gelungenen Auftakt in die rund sechswöchige „fünfte Jahreszeit“ freuen.

„Devil in Disguise“ live vom Hofmarschall

Die leichte Nervosität war anfangs schon zu spüren. Schließlich war es der erste Fasching seit drei Jahren und zudem der erste für einen großen Teil der runderneuerten, jungen neuen Eichstätter Garde, von denen viele ihren ersten richtigen Fasching als Aktive erlebten. Und auch der Fanfarenzug brauchte ein paar Sekunden, bis der „Simmer-Samba“ richtig Schwung aufnahm und die Fanfaren mit voller Wucht schmetterten. Am Ende aber stand Erleichterung und die Freude über den schwungvollen Auftakt und das gelungene Abtauchen in die Welt der 50er-Jahre – in die Hofmarschall Josef „Böb“ Rudingsdorfer die Ballgäste im „Saal der 1000 Lichter“ (FGE-Präsident Giulio Frey) sofort zum Einmarsch mitgenommen hatte, als er live den Elvis-Presley-Klassiker „Devil in Disguise“ gesungen hatte.

Und zwar so wie man die FGE seit Jahren kennt: Nicht in jedem Ton oder Detail perfekt, aber eben auf sehr hohem Niveau. Dazu einfach wahnsinnig charmant und kreativ und mit einem auch in neuer Besetzung einmal mehr gelungenen Gesamtpaket aus Show, Tanz, kreativen Ideen und einem vor allem – vom Videoeinspieler über Kostüme und Musik bis zu Bühnenbild und Showelementen – sehr stimmig umgesetzten Motto „Rockabilly Reloaded“. Das Publikum war ohnehin schon von Rudingsdorfers Gesangseinlage an sofort voll dabei und im Faschingsmodus.

„Elvis lebt“ zwar höchstwahrscheinlich nicht mehr, aber fand in Josef Rudingsdorfer einen würdigen Nachfolger.

„Haben Sie das hier nicht auch so vermisst wie wir?“, hatte FGE-Präsident Giulio Frey zu Beginn in seiner Ansprache gefragt. Und die Antwort auf die rhetorische Frage lag im Saal auf der Hand. Drei Jahre lang hatten nicht nur die Faschingsfans, sondern habe vor allem auch die FGE „durchgehalten“ und den nicht möglichen Fasching dennoch so weit wie möglich am Leben gehalten. Er sei daher stolz auf jeden einzelnen Aktiven seiner Truppe, hatte Frey gesagt. Anschließend durften Prinzenpaar und die Garde das schon im letzten Jahr geplante „Rockabilly“-Programm endlich auch vor Publikum zeigen. Nun eben „reloaded“ mit demselben Programm und demselben Prinzenpaar – und damit „kosteneffizient“ wie Oberbürgermeister Josef Grienberger in seiner launigen Festrede es nannte. „Solche Leute könne man auch in der städtischen Kämmerei brauchen – schließlich sei Sparen angesagt.

Der „Stodt-Sepp“ und die Angst vor dem Eröffnungswalzer

„Herzlich willkommen zur Bürgerversammlung“, die an diesem Abend einmal mehr eine rekordverdächtige Länge haben werde, so das Stadtoberhaupt. Die angekündigte mehrstündige Präsentation aber ersetzte er dann doch lieber durch eine kurze Rede, die aber für umso mehr Lacher sorgte. Er werde ohnehin dann die Rathausschlüssel an die Faschingsregenten übergeben und sich auf seine Rolle als „Stodt-Sepp“ zurückziehen und daheim in Wintershof entspannen. Er und seine Komplizen bei der Stadt hätten ja zwei Jahre lang alles getan, um seinen ersten Eröffnungswalzer zu verhindern: die Pfahlstraße gesperrt, den Herzogsteg abgebaut und für die Auswärtigen die Pfünzer Brücke ein Jahr lang blockiert und anderes mehr. Am Ende aber sei seine Tanzeinlage ja nun doch nicht zu verhindern gewesen. Er empfehle daher, bei seinem Eröffnungswalzer seinen Part besser komplett zu ignorieren und sich stattdessen voll auf die Prinzessin zu konzentrieren.

Die Tanzfläche war jedenfalls anschließend zur ersten Tanzrunde sofort bestens gefüllt, und Prinzessin Annika I., die zuvor den OB noch geschont hatte, zeigte anschließend mit ihrem ebenfalls bestens aufgelegten Prinzen Alexander II. dann, dass ein Prinzenwalzer dann eben doch noch einmal eine andere Liga ist: schwungvoll, anmutig und stellenweise akrobatisch zu „Joke’s on You“ von Charlotte Lawrence. Anschließend aber ging es musikalisch und mottogerecht größtenteils zurück in die wilden 50er-Jahre mit Klassikern wie „Sugar Sugar“ von den Archies, Bobby Darin’s „Splish Splash“, Frank Sinatras „Love and Marriage“ (vielen auch als „Al-Bundy“-Titelmelodie bekannt) oder „Grease“-Klassiker „You’re The One That I Want“.

In immer wieder wechselnden Kostümen, Szenen und Choreographien überraschten und begeisterten Prinzenpaar und die 17 Tänzerinnen und Tänzer (sowie noch einmal Rudingsdorfer im Elvis-Kostüm zu „Jailhouse Rock“) ihr Publikum im bunt erleuchteten Saal. Auch die Jukebox und der Cadillac durften auf der Rockabilly-Bühne natürlich nicht fehlen. Da haben sich Cheftrainerin Stephanie Graf und das gesamte Trainerteam mit Verena Hirsch, Corinna Frey, Julia Brigl, Sophia Vuletic, Nenad Skarcic und Benjamin Nikol wieder eine abwechslungsreiche 50ies-Revue einfallen lassen.

Auf dem Weg zur „faschingsfreundlichen Kommune“?

In den 50ern wurde zwar noch nicht gendert. Aber in seiner Ansprache haderte das Prinzenpaar dann doch mit einem Augenzwinkern mit der Gendersprache („Die Pappnase ist ja auch weiblich“) und schlug vor, den Redetext doch besser noch einmal von der Pressestelle des Bistums überprüfen zu lassen – aber die hätten gerade wohl „andere Probleme“. Andererseits sei Energiesparen angesagt – auch angesichts der „EG FÖN“: der „Energiespar-Verordnung der Föderation Europäischer Narren“. Die niedrigeren Temperaturen im Saal könne man ja durch „innere Erwärmung“ mit den richtigen Getränken ausgleichen. Oder aber durch ein Zusammenrücken im Saal, auch wenn so viel körperliche Nähe für viele unerwartet komme – „besonders für Ehepaare“.

Traditioneller Faschingsauftakt: Nach der Schlüsselübergabe und der Rede sowie dem Eröffnungswalzer und dem Prinzenwalzer gabe es auch den neuen FGE-Orden für FGE-Ehrenpräsident Frank Stachel, Prinzen-Mutter Sofie Benz und Prinzessinnen-Vater Peter Bauch sowie Nicki Alberter (Fotos unten), die sich viele Jahre lang um den Kartenverkauf gekümmert hatte.

Eichstätt sei nicht nur Fairtrade-Stadt und familien- und fahrradfreundliche Stadt – nun mit eigenem „Fahrrad-Highway“ in der Pfahlstraße –, sondern habe dazu auch noch „eine Universität, die katholisch ist und trotzdem beliebt“. Aber für den Titel als „faschingsfreundliche Kommune“ könne man noch einiges tun, um die „Affinität zu Witz, Humor und Feierlaune“ zu beweisen. Aber wer genau hinschaue, der finde bereits viel Potenzial: Dass die Deutsche Post nicht nur die Zentrale am Domplatz geschlossen, sondern gleich auch noch den Briefmarkenautomaten abgebaut habe, zeuge schon von Witz („Hier regiert der Humor der Deutschen Post“). Und auch die teuren Bedachungen am Bahnhof, der abenteuerliche Zugang zur Baustelle Willibaldsburg (zur Freude der Archäologen, die in 300 Jahren die Überreste von verschollenen Touristen an ihren Jack-Wolfskin-Jacken zuordnen könnten) oder die Erhöhung der Parkgebühren, damit dann die Stadtlinie weniger fahre, hätten Sparwitzqualität. Scherzkekse beim Bäcker Schneller oder Kichererbsen auf dem Wochenmarkt täten ein Übriges. Und beim Oberbürgermeister sei die Faschingsfreundlichkeit ohnehin nachgewiesen: „Wer diesen Job macht, braucht vor allem eines: Humor.“

„Länger bleiben als geplant, mehr trinken, als man der Frau versprochen hat und öfter tanzen als man es als Tanzmuffel eigentlich wollte“

OB Josef Grienberger über das Motto des Abends

Und nachdem die Rathausschlüssel nun seit Samstagabend symbolisch in den Händen seiner Tollität und ihrer Lieblichkeit sind, darf nach der langen Pause in den nächsten sechs Wochen wieder ausgelassen gelacht, gefeiert und getanzt werden – auf diversen Bällen und auf Faschingspartys – oft mit der neu formierten Eichstätter Garde, die sich ihre stimmungsvolle Show drei Jahre lang aufheben musste, aber dafür mit viel Begeisterung und einer spektakulären Show zurück is und von einem gut gelaunten Publikum im ausverkauften Saal gefeiert wurde. Viele hielten sich an das Motto, dass der OB in seiner Rede gewünscht hatte: „Länger bleiben als geplant, mehr trinken, als man der Frau versprochen hat und öfter tanzen als man es als Tanzmuffel eigentlich wollte“. Alle drei waren für viele der Ballbesucher wohl erfüllt. Der Faschings-Neustart in Eichstätt jedenfalls ist geglückt.

 

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