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„Tut gut zu hören, dass man nicht alleine ist“: Diözese will Betroffenenbeirat

Diözese Eichstätt plant Betroffenenbeirat zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals

Eichstätt. – Im Rahmen der Aufarbeitung von sexuellen Missbrauchsfällen arbeitet das Bistum Eichstätt weiter daran, einen Betroffenenbeirat einzurichten. Dieser soll gemeinsam mit der bereits konstituierten Unabhängigen Aufarbeitungskommission die Aufarbeitungsprozesse begleiten und zur Weiterentwicklung des Umgangs mit Fragen der sexualisierten Gewalt im Bistum Eichstätt beitragen. Hier werden weitere Missbrauchsopfer gebeten, sich vertraulich bei einem unabhängigen Diplompsychologen zu melden.

Viele offene Fragen: Der Missbrauchsskandal in der Kirche hallt nach – auch in der Diözese Eichstätt. Hier soll nun ein Betroffenenbeirat zur unabhängigen Aufarbeitung beitragen. Foto: oh

Begleitung durch unabhängigen Diplompsychologen

Einzelne Betroffene aus der Diözese, mit denen bereits Kontakt geknüpft werden konnte, hätten sich schon zum wiederholten Mal als Betroffenenkreis getroffen, heißt es. Begleitet wird diese Gruppe von einem Diplompsychologen, der ehrenamtlich und moderierend tätig ist. Für einen Betroffenenbeirat gemäß der „Gemeinsamen Erklärung zur unabhängigen Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland“ ist die Mitarbeit von mindestens fünf Betroffenen vorgesehen. Trotz intensiver Bemühungen ist diese Zahl noch nicht erreicht.

Das Bistum Eichstätt bittet erneut weitere Betroffene um ihre Mitwirkung, damit sich ein Betroffenenbeirat offiziell konstituieren kann. „Wir sind uns bewusst, dass Vertreterinnen und Vertreter der katholischen Kirche gerade diesen Personen großes Leid und Unrecht zugefügt haben. Deshalb sind wir dankbar für alle, die trotzdem an der Aufarbeitung und der Prävention im Bereich des sexuellen Missbrauchs mitarbeiten wollen“, sagt Generalvikar Pater Michael Huber.

Betroffene können sich vertraulich melden

Bei den derzeitigen Treffen des Betroffenenkreises herrscht eine vertrauliche, offene und emphatische Atmosphäre, in der sich Betroffene über ihre Anliegen austauschen können. Dabei wird deutlich, an welcher Stelle sie Hilfe und Unterstützung benötigen. „Denn oft ist man gerade mit seinen Anliegen alleine, muss sich vor Kommissionen rechtfertigen und Fragen beantworten“, sagt ein Teilnehmer. Die Gruppe sammelt zunächst Inhalte und Anliegen, um dann mit der Unabhängigen Aufarbeitungskommission ins Gespräch zu kommen. „Das wichtigste aber ist der gegenseitige Austausch“, weiß eine Teilnehmerin. „Es tut gut zu hören, dass man nicht alleine ist und frei über das Geschehene reden kann.“

Um diesen Kreis zum Betroffenenbeitrat erweitern zu können, werden noch mehr Mitglieder gesucht. Weitere Betroffene können sich beim betreuenden Diplompsychologen unter der Nummer 0151-15547772 melden. Vertraulicher Umgang, Verschwiegenheit und Anonymität nach außen wird garantiert.

Aufarbeitungsprojekt soll spätestens Ende 2022 beginnen

Bereits im letzten Jahr konstituiert hat sich die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Eichstätt. Die Aufgaben der Kommission sind unter anderem die Erhebung des Umfangs von sexuellem Missbrauch in der Diözese, die Untersuchung des Umgangs mit Tätern sowie Betroffenen und die Identifikation von Strukturen, die sexuellen Missbrauch ermöglicht, erleichtert oder dessen Aufdeckung erschwert haben. Ein Aufarbeitungsprojekt befindet sich in der Abstimmung und soll spätestens Ende des Jahres 2022 beginnen.

Mit Video: „Geistige Umweltverschmutzung“ – Bischof Hanke zum Missbrauchsskandal

Quelle
epd
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