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„Im Regen, aber nicht im Funkloch“: Mobilfunkmast bei Buchenhüll in Betrieb genommen

Weißer Fleck an Jurahochstraße verschwindet – Vodafone, Telekom und Telefonica dabei

Eichstätt. – „Wir lassen Sie zwar im Regen stehen, aber nicht im Funkloch“, so der Eichstätter Oberbürgermeister Josef Grienberger (CSU) heute Vormittag grinsend, ehe er gemeinsam mit Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert (FW), der Landtagsabgeordneten Eva Gottstein (FW), Bezirksrat Reinhard Eichiner, Christian Schilling vom Betreiber Vodafone und anderen Ehrengästen den neuen Mobilfunkmast offiziell in Betrieb genommen hat. Für Weigert ein Zeichen, dass Digitalisierung und Mobilfunkversorgung als wichtiger Standortfaktor endlich vorankämen – durch Förderung, wo es ein „Marktversagen“ gebe.

Startschuss für den neuen Masten bei Buchenhüll: Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert (Mitte), mit der Landtagsabgeordneten Eva Gottstein (FW), dem Eichstätter OB Josef Grienberger (3. v. r.), Bezirksrat Reinhard Eichiner (2. v. l.), Ortssprecher Christian Alberter (links) und Vertreter der Netzbetreiber nahmen den Mobilfunkmasten heute offiziell in Betrieb. Fotos: Zengerle

Denn nichts anderes sind die weißen Flecken in der Mobilfunkversorgung im Freistaat: Dort, wo es sich wirtschaftlich nicht lohnt, wird eben nicht ausgebaut. Deshalb hatte der Freistaat sein Förderprogramm aus der Taufe gehoben – und die Stadt Eichstätt als allererste das Programm umgesetzt – auch, weil sie sowohl Grundstückseigner, als auch Genehmigungsbehörde ist.

Einen gleich dreifachen „Respekt“ gab es dafür von Weigert für die schnelle Genehmigungsphase von nur drei Monaten, die kurze Bauzeit von rund einem Jahr und dafür, dass nicht nur Vodafone, sondern auch die anderen großen Telekomanbieter, also die Telekom und Telefonica (O2) bereits im Boot seien – Komplimente, die Grienberger gerne an Peter Puchtler weitergab, der vor seiner Verrentung im Rathaus noch Digitalisierung und auch den Mobilfunkmast vorangebracht hatte. „Wir wollten eigentlich noch schneller sein“, so der OB. Aber Probleme im Untergrund, wo man auf eine verfüllte Schuttgrube gestoßen war, hatten nun eben zu der Verzögerung geführt.

Im Regen, aber nicht mehr im Funkloch: Staatssekretär Roland Weigert (2. v. l.) freute sich, dass der flächendeckende Mobilfunkausbau in Bayern endlich allmählich die gesamte Bevölkerung erreiche.

Jetzt endlich sei die Jurahochstraße zwischen Eichstätt und Kinding damit endlich besser versorgt, und die Handyverbindung werde nun nicht mehr so einfach abreißen, wenn er morgens mit Landrat Alexander Anetsberger telefoniere, der hier von seinem Wohnort zum Amtssitz nach Eichstätt unterwegs sei, so Grienberger. Aber auch für die Feuerwehr und die Betroffenen sei das Ganze wichtig – schließlich gebe es in der Nähe mit dem Affental eine unfallträchtige Stelle, wie auch der Eichstätter Stadtrat und Buchenhüller Ortssprecher Christian Alberter (SPD) gegenüber Ei-live freudig feststellte.

Gemeinden Pollenfeld und Walting planen nebenan

Nicht nur in dem Eichstätter Ortsteil, sondern in der Umgebung hätten rund 500 Haushalte nun einen deutlich besseren Empfang, so Vodafone-Vertreter Christian Schilling. Rund 100 hätten hier zuvor sogar so gut wie keine Verbindung gehabt. Jetzt gibt es nicht nur Empfang, sondern sogar das verzögerungsfreie „5G plus“, das damit in Zukunft auch das autonome Fahren ermögliche, so Weigert. Überhaupt: Der mobile Datenverkehr nehme derzeit in Bayern mit rund 25 Prozent pro Jahr zu. Der Freistaat bereite sich zudem bereits auf den nächsten Standard vor: 6G werde bis Ende des Jahrzehnts erwartet, so Weigert. Auch dafür seien solche Standorte entscheidend.

Hartnäckigkeit sei gefragt, so Peter Puchtler (rechts), der als ehemaliger zuständiger Mitarbeiter der Stadt Eichstätt vor seinem Ruhestand den Masten auf den Weg gebracht hatte. OB Grienberger beglückwünschte ihn hier für einen der ersten umgesetzten Masten aus dem Förderprogramm.

Grienberger konnte daher auch den Ball direkt an die Nachbargemeinden Pollenfeld und Walting weiterspielen, die ebenfalls in unmittelbarer Nähe bereits Ähnliches planen: Derzeit gehe es um die Baugenehmingung, dann könne es bis Ende des Jahres losgehen mit der Schließung des nächsten „weißen Flecks“ in Sachen Mobilfunkversorgung, so der Waltinger Bürgermeister Roland Schermer (CSU) gegenüber Ei-live. Auch dort wird es eine entsprechende Förderung geben: 300.000 Euro waren es im Falle des Eichstätter Masten, bis zu maximal 500.000 Euro gibt es je nach Standort und Gesamtkosten aus dem Mobilfunkförderprogramm vom Freistaat.

90 Prozent der Haushalte und 98 Prozent der Bevölkerung mit Empfang

Insgesamt seien rund 650 Interessensbekundungen an solchen Förderprojekten eingegangen, so ein Mitarbeiter der zuständigen Stelle in Regensburg heute bei der Inbetriebnahme des Vorreiterprojekts in Eichstätt. Das zeigt auch, dass es nach wie vor viele solcher „weißen Flecken“ gibt. Rund die Hälfte dabon wird aber auch ohne Förderung, also „eigenwirtschaftlich“ ausgebaut. Im Falle des Eichstätter Masten habe auch geholfen, dass seine Parteikollegin Eva Gottstein und natürlich auch Tanja Schorer-Dremel (CSU) als weitere Landtagsabgeordnete ihm so im Nacken gesessen seien, scherzte Weigert. Insgesamt seien inzwischen aber 90 Prozent der Haushalte im Freistaat und 98 Prozent der Bevölkerung mit Handyempfang versorgt – über 90 Prozent davon mit 5G. Man sei also noch nicht ganz am Ziel, aber es gehe voran, bilanzierte der Staatssekretär im Regen und unter dem 45 Meter hohen Masten.

So werde das wirtschaftliche Marktversagen in Sachen Mobilfunkausbau des in den 90er-Jahren liberalisierten Telekommarktes quasi überlistet. Weigert warnte aber auch davor, zu glauben, dass all das unter staatlicher Regie besser gegangen wäre: „Glauben Sie nicht, dass der Staat der bessere Unternehmer wäre und dass es mit einer staatlichen Bundespost besser gelaufen wäre“, betonte Weigert. Es habe zu lange gedauert, aber man komme dem Ziel einer flächendeckend guten Versorgung näher – jetzt auch in Eichstätt – Regen hin oder her. Stephan Zengerle

 

Baggerloch statt Funkloch: Mobilfunkmasten in Buchenhüll und Pollenfeld/Walting kommen

 

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