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Erst elf gegen neun, dann 2:1: VfB ringt Aschaffenburg nieder

Stark verbesserte Eichstätter gewinnen verdient gegen Tabellenfünften

Eichstätt. – Das lange Osterwochenende hat für den VfB Eichstätt ein mehr als versöhnliches Ende genommen. Hatte man zum Start in die Ostertage am Gründonnerstag noch eine schmerzliche 0:2-Niederlage auf eigenem Platz gegen den TSV Aubstadt verschmerzen müssen, so feierten stark verbesserte Eichstätter heute einen verdienten und zudem enorm wichtigen Sieg bei herrlichem Osterwetter und kehrten damit nach dem Ausrutscher am Donnerstag wieder vor den eigenen Fans in die Erfolgsspur zurück.

Schmerzhaft, aber erfolgreich war das Spiel heute gegen giftige Aschaffenburger nicht nur für Timo Meixner (links) – hier im Zweikampf mit Hamza Boutakhrit. Am Ende aber durften er und der VfB Eichstätt sich über einen verdienten 2:1-Sieg freuen. Fotos: Traub

Denn vor dem 0:2 gegen starke Aubstädter hatte der VfB Eichstätt im eigenen Liqui-Moly-Stadion seit dem Herbst fünfmal in Folge gewonnen. Dass es auch heute wieder geklappt hat mit der Rückkehr zur Heimstärke war einer sowohl spielerisch, als auch vor allem taktisch und kämpferisch deutlich verbesserten Leistung zu verdanken – und Gästen, die sich selbst dezimierten. Nicht weniger als sieben Spieler holten sich auf Seiten der bissigen Gäste die Gelbe, Gelb-Rote und sogar eine Rote Karte ab. Die Eichstätter taten gut daran, sich nicht anstecken zu lassen und nutzten die Überzahl zu einem verdienten Sieg gegen den zuletzt formstarken Tabellenfünften – und das, obwohl man schnell in Rückstand geriet.

Eberle schlägt nach „kalter Dusche“ zurück

Keine zwei Minuten waren gespielt, als die blauweiß gekleideten Unterfranken bereits in Führung gingen: Nach einem Eckball und Kopfballverlängerung am kurzen Pfosten köpfte Nicolas Hebisch am anderen Pfosten den Ball zurück in die Mitte, wo Teamkollege Niklas Meyer wartete und freistehend einnickte (2.). Der VfB aber zeigte sich von der „kalten Dusche“ wenig beeindruckt und stemmte sich mit wütenden Angriffen gegen die damit drohende erneute Heimniederlage. Zwei Haubner-Freistöße und zwei Fernschüsse in den ersten zehn Minuten waren zunächst einmal nicht mehr als erste Annährungen ans Gästetor, zeigten aber sofort, dass der VfB viel energischer und druckvoller agieren wollte als gegen Aubstadt.

Zudem hatte man mit Fabian Eberle, der zuletzt gefehlt hatte und nun für Tobias Stoßberger wieder zurück in die Startelf rutschte, auch einen Knipser in den eigenen Reihen – und das sollte sich auszahlen: Denn der Toptorjäger stand einmal mehr goldrichtig und erzielte sein 101. Pflichtspieltor für den VfB Eichstätt. Nach einem Klärungsversuch der Gästeabwehr gelangte der Ball zu Timo Meixner, dessen Schuss aus zehn Metern von der linken Seite Gästetorhüter Max Grün per Fußabwehr noch parieren konnte. Auch den Kopfball von Meixner im zweiten Anlauf konnten die Gäste noch von der Linie kratzen, aber Eberle stand eben richtig und drückte die Kugel zum Ausgleich über die Linie – sein 12. Saisontreffer in der 12. Spielminute. Wenig später hätte der VfB das Spiel bereits beinahe gedreht: Daniel Haubner setzte sich schön über die linke Seite durch, sein scharfer Pass nach innen auf den freistehenden Kügel wurde aber noch zur Ecke geklärt (13.). Die Ecke selbst nahm dann Meixner direkt, sein strammer Volleyschuss aber wurde ebenfalls abgewehrt.

Das Dutzend vollgemacht hat Torjäger Fabian Eberle (Mitte) mit seinem heutigen Treffer zum Ausgleich – sein zwölftes Saisontor.

Im Gegensatz zur verdienten Niederlage gegen Aubstadt hatten die Grünweißen damit schon in der ersten Viertelstunde gegen den Tabellenfünften aus Aschaffenburg mehr Torchancen und standen auch in der neu formierten Abwehr deutlich stabiler: Der zuletzt gelbgesperrte Alexander Moratz stand für Emanuel Gstettner wieder neben Luca Trslic in der Innenverteidigung, und Florian Lamprecht kehrte für Dominik Wolfsteiner wieder auf seine angestammte Linksverteidiger-Position in der Viererkette zurück. Viele Zweikämpfe und Unterbrechungen prägten ein Spiel, in dem sich beide Mannschaften nichts schenkten – und mit dem Schiedsrichter Roman Potemkin so seine Mühe hatte und dabei nicht gerade souverän wirkte.

Mattes stürmt den Platz, Schiedsrichter zeigt Rot

Nachdem VfB-Trainer Markus Mattes schon von Beginn an mit dem Unparteiischen gehadert hatte, stürmte er nach knapp 30 Minuten wild gestikulierend auf den Platz. Direkt vor seiner Bank hatte sich zuvor SV-Innenverteidiger Luca Dähn den Ball zu weit vorgelegt und war dann mit beiden Beinen in den Ball und den heranstürmenden Julian Kügel hineingesprungen. Mattes beruhigte sich im Gespräch mit dem Schiedsrichterassistenten schnell wieder, Julian Kügel musste behandelt werden, und Potemkin zeigte Rot: allerdings natürlich nicht Mattes, der nur Gelb sah, sondern völlig zu Recht Dähn. Kügel erholte sich schnell und verpasste den anschließenden Freistoß nur knapp.

„Bolli“ bei seiner Lieblingsbeschäftigung: Florian Lamprecht, der von seinen Mannschaftskameraden „Bolle“ oder „Bolli“ genannt wird, bei einer seiner Flanken.

Aber der VfB blieb nun dran und erarbeitete sich gegen dezimierte Gäste immer mehr Übergewicht. Aschaffenburg indes zeigte seinerseits eine Trotzreaktion, setzte selbst immer wieder eigene, wütende Angriffe entgegen und suchte vor allem den eigenen Top-Torjäger Benedict Laverty (14 Saisontore) auf der linken Seite – allerdings meist vergeblich. Auf der anderen Seite war es mit Fabian Eberle der beste Torschütze der Grünweißen, der in der 36. Minute eine in den Strafraum verlängerte Flanke per Flugeinlage und damit sein 13. Saisontor nur knapp verpasste. Zur Pause stand nach einer insgesamt noch recht ausgeglichenen ersten Hälfte mit leichten Vorteilen für die Gastgeber am Ende ein 1:1.

„Handballspiel“ gegen neun Schaffenburger

Viktoria-Trainer und Ex-Profi Jochen Seitz reagierte zur Pause und brachte Tom Schulz für Offensivkraft Clay Verkaj und Silas Tom Zehnder für den Torschützen Niklas Meyer. Der VfB aber wurde nun stärker und rannte immer wieder gegen jetzt tiefer stehende Gäste an. Bis auf eine Flanke von Florian Lamprecht von der linken Seite, die sich gefährlich auf das Tornetz senkte, sprang dabei aber zunächst nichts heraus. Dann aber waren es erneut die Gäste, die sich selbst schwächten. Diesmal war es der giftige Mittelfeldspieler Roberto Desch, der nach einem Bodycheck gegen Johannes Golla in der ersten Halbzeit bereits die Gelbe Karte gesehen hatte, der sich nach einer harten Grätsche erneut gegen Julian Kügel auch noch die Gelb-Rote Karte abholte (53.).

In der Folgezeit entwickelte sich eine Art Handballspiel für die Grünweißen, die mit zwei Mann Überzahl immer wieder um den Gästestrafraum herum spielten und Lösungen suchten – und nun immer wieder auch fanden: In der 55. Minute war es Timo Meixner, der den Ball links im Strafraum erhielt und mit einer herrlichen Drehung seinen Gegenspieler stehen ließ. Seine scharfe Hereingabe aber konnten die Aschaffenburger gerade noch am Tor vorbeilenken. Drei Minuten später war es erneut der lang aufgeschossene Meixner, der den Ball nach einem langen Freistoß nicht mehr auf’s Tor brachte. Wieder nur eine Zeigerumdrehung später prüfte Haubner mit einem Flachschuss aus dem Strafraum Grün, der den Ball aber im Nachfassen sicher hatte.

Kopfball war Trumpf in einem Spiel mit vielen Flanken gegen trotz Unterzahl gut gestaffelte Gäste. Per „Kopfball-Duett“ fiel daher auch der Siegtreffer von Johannes Golla.

Kopfballduett zur Führung

Ein herrlicher Spielzug leitete dann die verdiente Führung ein: Haubner leitete ein Anspiel herrlich per Außenrist nach draußen auf Kügel weiter, der direkt nach innen flankte, wo Philipp Federl mit einem herrlichen Kopfball zur Stelle war. Den konnte Grün noch per Glanzparade zur Ecke lenken, beim folgenden Eckball aber konnte er nur noch hinterherschauen: Haubner führte die Ecke kurz auf Sebastian Graßl aus, der den Ball von der linken Seite mit rechts auf den langen Pfosten zirkelte. Dort wartete Federl, der den Ball per Kopfball-Aufsetzer nach innen brachte, wo der starke Johannes Golla wartete und aus kurzer Distanz einnickte – das Kopfball-Duett zur 2:1-Führung (62.). Nach einem weiteren Konter wurde erneut Kügel hart „gefällt“ und die Gäste hatten sich ihre nächste Gelbe Karte redlich verdient.

Ein „Kartenfestival“ gab es heute vor allem für die Gäste: Nicht weniger als sieben Aschaffenburger sahen heute von Schiedsrichter Roman Potemkin Gelb, Gelb-Rot (Foto links) und sogar einmal Rot. Der VfB kam mit zwei Gelben Karten dagegen noch recht glimpflich davon – eine ging an Markus Mattes (rechts), der dafür sicher in die Mannschaftskasse einzahlen muss.

Aschaffenburg gab nicht auf und versuchte selbst in doppelter Unterzahl, weiter nach vorne zu agieren. So entwickelte sich ein spannendes Spiel, in dem die Eichstätter es immer wieder verpassten, für die Entscheidung zu sorgen – und so weiter zittern mussten. So zum Beispiel in der 69. Minute, als VfB-Torwart Florian Rauh sich verschätzte und einen hohen Ball nicht sauber klären konnte. Den folgenden Schuss aber parierte er souverän und macht seinen Fehler wieder gut (69.). In der 74. Minute hätte Graßl, schön bedient von Haubner, für die Entscheidung sorgen können, konnte den Ball aber nicht gleich kontrollieren. Sein Schussversuch landete so in den Armen von Grün. Nach einer schönen Kombination über Meixner und Haubner legte schließlich Eberle wieder auf Meixner ab, doch dessen scharfer Linksschuss ging über die Latte. Und so hatte die Viktoria immer wieder die Gelegenheit, doch noch zum Ausgleich zu kommen. Nach einer Schusschance (79.) war es fünf Minuten später Nicolas Hebisch der Rauh mit einer Direktabnahme prüfte (84.).

Wichtiger Sieg vor schwerem Gang nach Haching

In der 86. Minute jubelten die 510 Zuschauer bereits – allerdings nur kurz, denn Haubners abgefälschter Freistoß war dann doch knapp am rechten Pfosten vorbeigegangen. Zwei Minuten später war es Meixner, heute ein Aktivposten, der die Vorentscheidung verpasste: Ein aufsetzender Ball kam quer durch den Strafraum zum Linksaußen, der den Kopfball aber über das Tor köpfte. Und so kam in der 93. Minute noch einmal kurz Unruhe im VfB-Strafraum auf, aber die letzte Viktoria-Chance per Kopf verpuffte letztlich.

Dann war es geschafft: Mit dem Heimsieg haben die Eichstätter die direkten Abstiegsplätze vorerst weiter distanziert und ihre Konkurrenten aus Buchbach und Schweinfurt auf den Abstiegsrelegationsplätzen, die ihre Spiele heute ebenfalls gewonnen haben, auf zwei Punkten Abstand gehalten. Zudem ist man wieder an Vilzing, Greuther Fürth II und dem FC Augsburg II vorbeigezogen, die heute Punkte gelassen haben. Dadurch steht die Mattes-Elf nun im engen Tabellenmittelfeld mit 40 Punkten wieder auf Platz elf. Allerdings muss man am kommenden Samstag auch beim unangefochtenen Tabellenführer, der Spielvereinigung Unterhaching, antreten – umso wichtiger war der heute Heimsieg.

Das Spiel in Kürze:

VfB Eichstätt: Rauh – Lamprecht, Trslic, Moratz (78. Gstettner), Golla – Meixner, Graßl, Federl (85. Halbmeyer), Kügel, Haubner – F. Eberle (93. Stoßberger).

SV Viktoria Aschaffenburg: Grün – Cheron, Dähn, Stein, Boutakhrit – Laverty, Desch, Metzler (76. Pieper), Meyer (46. Zehnder) – Verkaj (46. Schulz, 67. Klement), Hebisch.

Schiedsrichter: Roman Potemkin

Tore: 0:1 (2.) Meyer, 1:1 (12.) Eberle, 2:1 (62.) Golla

Gelbe Karten: VfB: Eberle – SV Viktoria: Desch, Schulz, Metzler, Grün, Cheron, Boutakhrit

Besondere Vorkommnisse: Rote Karte für Dähn (32.) und Gelb-Rote Karte für Desch (54.), beide für SV Viktoria Aschaffenburg wegen groben Foulspiels

Zuschauer: 510

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