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Can-Can auf dem „Champs-Ely-Jo“

Faschingsgesellschaft Eichstätt feiert gelungenen Start in den Fasching

Eichstätt. – Der Anfang war noch philosophisch, der Rest dann humorvoll, bunt und schwungvoll: Die Eichstätter Faschingsgesellschaft (FGE) hat gestern Abend mit dem Eröffnungsball ihre knapp fünfwöchige Reise nach Paris gestartet – und zwar in der gestern neu ausgerufenen anderen „Stadt der Liebe“: Eichstätt. Denn, zwar habe Eichstätt auf den ersten Blick natürlich weit weniger zu bieten, als die vielseitige Metropole der Kunst und des Varieté. Auf den zweiten Blick aber gebe es erstaunliche Parallelen. Und so leuchteten die Can-Can-Kleider und der Festsaal im Alten Stadttheater immer wieder blau-weiß-rot in einer farbenprächtigen und aufwändig choreografierten Show.

Farbenfrohe Paris-Tour: Garde und Prinzenpaar zeigten eine abwechslungsreiche und gut abgestimmte Choreographie. Fotos: Zengerle
Startschuss: Mit kräftiger Unterstützung durch den Fanfarenzug eröffnete FGE-Präsident Giulio Frey die Faschingssaison.

Die Faschingssaison 2024 ist eröffnet. An einem kurzweiligen Abend präsentierte die Eichstätter Faschingsgesellschaft ihr gelungenes neues Programm „La vie à Paris“ (Das Leben in Paris) vor und feierte mit einer runden Show, unterhaltsamen Reden und viel Tanz einen guten Start in die fünfte Jahreszeit. „Der Geist wird reich durch das, was er empfängt, das Herz durch das, was es gibt“ – und das Ganze auch noch auf Französisch. Der Auftakt mit dem Zitat von Victor Hugo in der Begrüßung durch FGE-Präsident Giulio Frey nach dem Einmarsch unter den kräftigen Tönen des Fanfarenzugs war philosophisch und anspruchsvoll – und ein passendes Motto für den Fasching: Die FGE jedenfalls hat gestern mit einer aufwendig inszenierten Show alles gegeben und für den gelungenen Auftritt dabei viel Applaus entgegennehmen dürfen. Frey begrüßte die Gäste im gewohnt voll besetzten Festsaal des Alten Stadttheaters, im „Saal der 1000 Lichter“ – besonders die Eltern des Prinzenpaares, die Familien Graf und Buchner. Und er versprach gemeinsam mit Hofmarschall Josef Reitinger, der souverän durch den Abend führte, den Glamour des „Carnaval de Paris“ in einem mit nur fünf Wochenenden „knackig kurzen Fasching“ mit der „bewusst gewollten Fröhlichkeit“.

„Bei uns wird alles getraut, was nicht bei drei auf dem Baum ist“

Noch nicht französisch, sondern europäisch ging es beim musikalischen Auftakt des Fanfarenzugs mit Michael Obele und Christian Heckl zu, der unter anderem das neue Faschingsstück „Voice of Europe“, komponiert vom 1. Musikalischen Leiter Alexander Frey, sowie das Trommelsolo „Biene Maja“ unter der Leitung von Matthias Eichiner präsentierte. Dann aber kamen erste Parallelen zur Stadt der Liebe auf: „Bei uns wird inzwischen alles getraut, was nicht bei drei auf dem Baum ist“, sagte Oberbürgermeister Josef Grienberger in seiner launigen Ansprache mit Blick auf den Rekord an Trauungen und die wachsende Zahl an Hochzeits-Locations in der Stadt – darunter seit Kurzem auch quasi in „Notre Dame de Eichstätt“ statt in Paris.

Regenten unter sich: Hofmarschall Josef Reitinger (von links), Prinzessin Lilli I., Prinz Toni I., OB Josef Grienberger und FGE-Präsident Giulio Frey nach der symbolischen Übergabe der Rathausschlüssel – dafür gab es einen Orden für den OB.
Bis spät in die Nacht wurde zur Musik von Monaco Groove getanzt.

„Wir tun alles dafür, dass sich Touristen und Menschen in die Stadt verlieben – oder in der Stadt in eine andere Person“, so Grienberger. So gesehen ist also wie das französische Faschingsvorbild auch Eichstätt die Stadt der Liebe. Das sei übrigens auch der wahre Grund hinter der „Hofmühlbrückenstrategie“ der Stadt – hinter dem teuren Neubau der Brücke wurde viel diskutiert. Die Fahrgäste sollten dort einfach an der Haltestelle aussteigen, „direkt in die benachbarte Brauerei Hofmühl hineinfallen und im besten Fall nie wieder zurück zum Zug finden“. Deswegen gebe es einen Rekord bei den Einwohner- und bei den Hochzeitszahlen, so das Stadtoberhaupt, das sich zu seiner „Hochzeitsbesessenheit“ bekannte. Man könne sich auch heute im Rahmen des Balls noch für Vermählungen bei ihm melden – dafür brauche es heute auch keinen zurechnungsfähigen Trauzeugen mehr. Und wenn er selbst die Trauung übernehme, könne man das Ganze aufgrund seiner Sehschwäche anschließend auch einfach wieder annullieren lassen.

Die Hochzeitspläne der Stadt würden ja nun auch noch durch das romantische Motto des Faschings „La vie à Paris“ unterstützt. Nur Landrat Alexander Anetsberger habe vielleicht ein paar schlechte Erinnerungen an die Stadt der Liebe: Bei einem Besuch einer Eichstätter Delegation in Paris wegen der historischen Leuchtenbergverbindungen in die französische Hauptstadt habe er den Zug verpasst und dafür aber. Aus Angst vor einem Leserbrief des Landrats habe er sich die Anekdote vorab freigeben lassen, scherzte Grienberger, der noch zahlreiche weitere Themen streifte: Die Pfahlstraße sei zwar fertig, und weil wir Eichstätter die besten Autofahrer hätten, werde eben jetzt einfach an anderer Stelle weitergebaut, damit die Autofahrer eine neue Herausforderung hätten. Mit der symbolischen Übergabe der Rathausschlüssel war die fünfte Jahreszeit und die Regentschaft von seiner Tollität Prinz Toni I. (Buchner) und ihrer Lieblichkeit Prinzessin Lilli I. (Graf) hatte begonnen – wobei Regieren ja in ihrer Familie liege, schließlich sei ihr Großvater Arnulf Neumeyer als „roter Nulf“ der bisher erste und einzige SPD-Bürgermeister in Eichstätt – der passende Farbton zu den neuen Sakkos des Elferrats.

Runde Sache: Prinz Toni I. und Prinzessin Lilli I. bei ihrem Prinzenwalzer.

Das „Moulin Rouge“ und der „Nachtwächter“

Jetzt sei auch noch die Gräfin zur Prinzessin geworden worden, so Prinz Toni in der humorvollen Rede des Prinzenpaares, für die die beiden großen Applaus und viele Lacher ernteten. Die Stadt der Liebe? Wo war die noch gleich? „Ingolstadt?“, fragte die Prinzessin. Nein, bei Tinder swipe er bei den „Schanzerinnen“ immer nach links, warf da Toni I. ein. Aber zwischen Eichstätt und Ingolstadt gebe es dennoch auch gute „Matches“: die Universität etwa – und natürlich die Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt. Das sei dann aber wohl doch eher eine „Vernunftehe“ gewesen – „so wie wenn ein Paar noch kurz vor’m Jahresende heiratet, um Steuern zu sparen“, meinte da der neue Regent. Zudem sei die Verbindung aktuell im verflixten siebten Jahr. Auch Eichstätt sei eine Stadt der Liebe – wenn es mit dem steilen Anstieg so weitergehe, gebe es schließlich bald mehr Trauungsorte als erreichbare und geöffnete Geschäfte. Neben dem Oliver Haugg sei auch schon ein Brautmodengeschäft eingezogen. Haugg selbst tarne sich wohl nur als Optiker – eigentlich schreibe er in Anlehnung an Victor Hugos „Les Miserables“, an der Eichstätter Version „Les Michelables“ – über Hauggs Leiden wegen der Eichstätter Standortbeauftragten Beate Michel.

Der Can-Can-Tanz durfte natürlich nicht fehlen.

Und auch sonst gebe es allerhand, was Eichstätt mit Paris verbinde: Die Gabrielistraße könne man in Anlehnung an die Pariser Prachtstraße dem OB zu Ehren zur „Champs Ely-Jo“ ausbauen. Der Generalvikar könne im Eichstätter Notre Dame vielleicht den Glöckner spielen. Und die Hofmühlbrücke werde dann doch gebaut als „Arc d’Hofmühl“. Das Nachtleben sei zwar kaum vergleichbar – aber dann auch wieder doch: Mit dem „Nachtwächter“ hab man ähnlich Verruchtes zu bieten wie das „Moulin Rouge“: „Keiner will drin gewesen sein, aber es ist immer bummsvoll“. Nur mit dem Can-Can-Tanz werde es schwierig: Im Nachtwächter sei der Boden so klebrig, „da machst einen Spagat, und dann pappst für immer fest“ – wie angeblich einige Gardemädels, die der FGE jetzt fehlten.

Davon war aber dann nichts zu spüren, als die farbenfrohe Show begann: Der ansonsten gelungene Prinzenwalzer begann mit einer kleinen Schrecksekunde bei einer Hebefigur, sorgte ansonsten aber souverän vorgetragen für begeisterten Jubel. Dann ging es mit der Garde zur passenden Musik wie „Memories in Paris“, Mireeille Mathieus „Paris un Tango“ oder Joa Dassins „Les Champs-Elysées“ mitten hinein in das „vie à Paris“: Rasante Formationstänze, langsamere Passage, Pariser Straßenszenen, Hebefiguren und natürlich der Can-Can ergaben eine ganz eigene Eichstätter Revue des Pariser Lebensgefühls, die das Trainerteam aus (v.l) Corinna Frey, Julia Brigl und Verena Hirsch und Benedikt Strobl sowie Nenad Skaricic (Hebefiguren) und Benjamin Nikol (Prinzenwalzer) über die vergangenen Monate minutiös mit dem Hofstaat einstudiert hatte. Gewohnt gut gemacht waren auch Bühnenbild, Kostüme und Effekte, und bei der abwechslungsreichen Musikauswahl war auch für jeden Geschmack etwas dabei – ein gelungener Ausflug nach Paris in gewohnter FGE-Qualität.

In den zahlreichen Tanzrunden schwangen natürlich auch die Gäste zur Musik von „Monaco Groove“ kräftig das Tanzbein. FGE-Orden bekamen die Prinzenpaareltern Susanne Buchner und Stefan Graf, OB Grienberger und Charly Dengler von den neuen Regenten umgehängt. Und dann war da noch das Comeback der Mitternachtsshow des Elferrats, bei dem Inspektor Clouseau mit dem rosaroten Panther das Lied „Wahnsinn (Hölle, Hölle, Hölle)“ zusammensetzen musste, ehe dann ein ganzer Gendarmentruppe mittanzte – natürlich ganz bewusst nicht so elegant wie zuvor die Garde. Anschließend wurde noch kräftig weitergetanzt, ehe die Party im Barbereich im Foyer weiterging. Nur einer war an diesem gut gelaunten Abend kurz ein wenig traurig: Daniel Bergér freute sich über den „tollen Auftritt“, wurde aber dabei auch ein wenig nostalgisch: Der langjährige Elferratspräsident hatte vor der Saison sein Amt an Moritz Fink übergeben – und vermisst die Truppe schon jetzt. Aber bis zum nächsten Ball dauert es in dieser kompakten Faschingssaison ja nicht lange: Nächsten Samstag ist im Stadttheater bereits der Ball der Wirtschaft, am 27. Januar der Hofball, am 4. Februar der Kinderball sowie am 10. Februar der Maskenball der FGE.

 

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